Ikps – diese vier Buchstaben waren vor zehn Jahren in Burgwedel nicht nur in den politischen Gremien und in den Sportvereinen in aller Munde. Das Stuttgarter „Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung“ hatte sich damals für seine 60.000 Euro teure Studie unter den Namen „Kommunale Sportentwicklungsplanung Burgwedel“ sogar eine Repräsentativerhebung gegönnt, bei der mehr als 1.200 Burgwedeler Bürger ihre Meinung äußerten über Sportstätten und Veränderungswünsche. Es sei höchste Zeit, findet der Vorsitzende von Burgwedels größtem Verein, Uli Appel, „sich mit der Umsetzung der ikps-Studie zu beschäftigen“. Ulli Friedrich, Chef des Sportrings Burgwedel, sieht das genauso.
Appel nutzte die Mitgliederversammlung der Turnerschaft Großburgwedel (TSG), um seinen Appell zu adressieren – aus „großer Sorge über die generelle Entwicklungsplanung“ der Stadt Burgwedel. Gemeint waren damit einerseits Neubau oder Erweiterung des Gymnasiums auf dem angrenzenden Schulsportgelände sowie die Neubaupläne für das Pestalozzi-Erzieher-Seminar auf dem Bolzplatz neben dem Wichernhaus. Käme es so, so Appels Warnung, würden sich die Sportflächen drastisch verringern. Der Vorsitzende der 2.800 Mitglieder starken Turnerschaft, im Hauptberuf Stadtjugendpfleger, ermahnte die Kommunalpolitiker, „keine ersatzlosen Streichungen“ zuzulassen, beziehungsweise warnte er davor, die Planung alternativer Sportstätten zu vernachlässigen.
Tatsächlich hat auch Sportring-Chef Friedrich bei der Diskussion ums Gymnasium beobachtet, dass bisher „von der Neuanlage eines Sportplatzes nicht die Rede“ war. Die TSG nutzt dort unter anderem die Beachvolleyplätze. Aber dort tummelten sich zwischen den Fußballtgoren den ganzen Tag über auch Kinder, weiß Appel. Gerade bei den frei zugänglichen Sportstätten gehe es um Standort- und Lebensqualität.
Das ist auch eine der Kernaussagen 154 Seiten starken ikps-Studie, die in Gänze auf der Homepage der Stadt Burgwedel unter
aufgerufen werden kann. „Angesichts der Herausbildung neuer Sport- und Bewegungsbedürfnisse erscheint eine Weiterentwicklung der bisherigen Sportstrukturen sowohl im organisierten Sport wie auch auf kommunaler Ebene dringend geboten“, wird darin eher ein Mehr als ein Weniger an öffentlichen Sportflächen postuliert. Über die Tatsache hinaus, dass jeder zweite Burgwedeler Mitglied in einem Sportverein ist, hatte die Befragung eine sehr „starke Freizeitsportorientierung der Bevölkerung“ ergeben. In den Handlungsempfehlungen wird denn auch eine zentrale öffentlich zugängliche, familienfreundliche und multifunktional nutzbare Sport- und Freizeitanlage angeregt - möglichst auf der Ramhorst in Großburgwedel.
Der Sportring, dem 37 Sportvereine angehören, wird nach Aussage seines Vorsitzenden in Kürze die Stadt anschreiben mit der Bitte, die Sportentwicklungsplanung wieder aufleben zu lassen. In ihrer Februar-Sitzung hatten die Vereins-Chefs erste Punkte benannt, über die gesprochen werden müsste. Mangel gebe es an Kunstrasenplätzen und Hallentrainingszeiten für den Schwimmverein, so Friedrich. Die Frage laute: Angebot ausweiten oder „im engeren Beritt“ kooperieren?
Von Martin Lauber