Ganz so einfach ist es im Fall der Rintelner Tafel allerdings nicht.
Tafelkoordinatorin Michaela Hinse sagt dazu: „Ich sehe uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es ist schön, dass es uns gibt. Doch es ist schade, dass es uns geben muss.“ Aber ja, die Nachfrage sei größer geworden. Und ja, zu einem gewissen Teil hängt das auch mit den mehreren Hundert Flüchtlingen zusammen, die im Herbst vergangenen Jahres in der Prince Rupert School untergebracht wurden.
Da die Flüchtlinge nur Anspruch auf die staatliche Grundversorgung haben, finden viele auch den Weg zur Tafel. „Sie haben genauso einen Anspruch auf die Tafel wie Hartz-IV-Empfänger oder Rentner“, sagt Hinse. Doch es seien nicht allein die Flüchtlinge, die bei der Tafel zu mehr Kundschaft geführt haben.
Vor etwas mehr als einem Jahr zog die Tafel um: von der Klosterstraße in das von der Grundstücksverwaltung Rostek aufgekaufte und bis dato leer stehende Bahnhofsgebäude. Ein Standort, an dem sich diejenigen, die auf die Tafel angewiesen sind, weit weniger auf dem Präsentierteller befinden als noch an der Klosterstraße. Zudem ist der Eingang bewusst in den hinteren Gebäudeabschnitt gelegt worden, während sich im vorderen Teil der Kleidershop des DRK befindet.
Das bedeutet: „Die Bedürftigkeit war schon vorher vorhanden. Doch erst am neuen Standort trauen sich Menschen zu uns, die sich es vorher nicht trauten“, erläutert Hinse.
12 Prozent mehr Bedarf gegenüber 2015
Bernd Koller, der Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes, hatte daher schon vor einem Jahr prognostiziert, dass die Anzahl der Kunden an dem neuen Standort zunehmen würde. Kamen im Jahr 2014 511 Menschen – davon ein Drittel Kinder – zur Tafel, waren es in diesem Jahr schon 711, davon abermals rund ein Drittel Kinder. Hinse spricht von einem Anstieg von zwölf Prozent gegenüber dem Jahr 2015. Dabei halte sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Flüchtlingen, die das Angebot der Tafel beanspruchen, im Gleichgewicht.
Die Hauptwaren, die die Tafel ausgibt, sind Brot, Brötchen, Obst und Gemüse. Lebensmittel, die als Zusatz zur staatlichen Grundversorgung gedacht sind. Es sind Supermarktketten, kleine Geschäfte und Bäckereien in ganz Schaumburg, die die Waren an die Tafel abgeben.
Mangelware sind bei der Tafel naturgemäß länger haltbare Lebensmittel, die die Supermärkte weniger schnell loswerden müssen, schildert Hinse. Konkret fehle es an Produkten wie Milch, Mehl oder Zucker, die eher von Privatleuten oder einzelnen Firmen gespendet werden.
Auf Waren sitzen bleibt die Tafel des DRK in der Regel nicht. „Zu 99 Prozent geht das, was reinkommt, auch wieder raus“, sagt die Tafelkoordinatorin. pk