Offenbar ein Thema, das die Menschen beschäftigt. Wie sonst ist zu erklären, dass an einem schönen Sommerabend mehr als 100 Menschen im kleinen Ort Bad Rehburg das Kulturzentrum besuchen, um sich einen Vortrag zur Euthanasie in der NS-Zeit anzuhören?
Nur durch eine kleine Straße voneinander getrennt liegen die „Romantik Bad Rehburg“ und das Maßregelvollzugszentrum, das von der Haar leitet. Psychiater ist er und hat dort verurteilte suchtkranke Straftäter als Patienten. Das, sagte er, sei einer der Gründe, weshalb die Geschichte der Euthanasie ein Thema für ihn sei – die Schicksale der Menschen, die dem Plan der Nazis zum Opfer fielen, Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen systematisch zu ermorden, wie auch das weite Feld der Täter, zu denen nicht zuletzt viele Ärzte gehörten, seien mit der Geschichte der Klinik verknüpft.
Wie die perfide, aber fast perfekte Organisation dieses Massenmordes, die mit „deutscher Gründlichkeit“ geplant und durchgeführt wurde, funktionierte, erzählte von der Haar und stellte außerdem einige der Menschen aus dem Landkreis vor, die in diese Mühlen gerieten und darin umkamen. Versuchen zu verstehen, was damals geschah, sei sein Ansatz. Die Frage nach dem „Warum?“ immer wieder zu stellen. Das Euthanasie-Programm sei schließlich ein Teil der deutschen Geschichte. Ihm sei es wichtig, dass dieser Teil nicht verloren gehe und dass diese Geschichte Gesichter bekomme. Wie er damals als Arzt reagiert hätte? Das, meinte er, könne wohl niemand von sich mit Sicherheit wissen. „Ich glaube, ich wäre kein Held gewesen.“ Umso wichtiger sei es, sich dieses Kapitel immer wieder in Erinnerung zu rufen.ade
Die begleitende Präsentation zu von der Haars Vortrag ist auf der Website www.stolpersteine-rehburg-loccum.de hinterlegt. Eine weitere Veranstaltung zur Euthanasie in der NS-Zeit plant der Arbeitskreis Stolpersteine für Donnerstag, 9. Juli, 19 Uhr, im Rehburger Rathskeller.