Erneut Blaualgen im Lahder Badesee: Wie geht es jetzt weiter?

Schon wieder Blaualgen im Badesee, schon wieder eine schlechte Nachricht für die schwimmfreudigen Gäste und die beiden Pächter des Bistros, deren Geschäft an den Badespaß gekoppelt ist. Alle hoffen jetzt, dass die nächste Wasserprobe in dieser Woche wieder für eine Freigabe sorgt. Denn so früh in der ohnehin verspätet gestarteten Saison musste der See noch nie „blau machen“. Mit einer Aussage dazu hält sich Pächter Alexander von Eye aber erst einmal zurück. Eines aber sei sicher: „So lange unsere Gäste uns weiterhin unterstützen, werden wir definitiv nicht schließen!“ Das hatten von Eye und sein Geschäftspartner Babur Sahebzada schon bei der Eröffnung nach dem Vatertag betont: „Das hier ist unsere Leidenschaft.“ An eine Aufgabe der Pacht hätten die beiden nie gedacht, die auch auf jeweils andere Geschäftsfelder verweisen können. Alexander von Eye: „Für unsere Beachbar-Besucher sind das Ambiente und die Aussicht auf den See wichtig und das ist natürlich weiterhin gegeben!“ Kurzfristige Freigabe möglich: Auch die Stadt Petershagen hält die Situation für bedauerlich. Pressesprecherin Tatjana Brast: „Das erneute und vor allem so frühzeitige Auftreten der Blaualgen bedeutet für die Pächter der Beachbar eine enorme Belastung: Erst verhindert Corona einen normalen Saisonstart, dann halten Blaualgen die Gäste fern.“ Die Pächter seien umgehend über die Situation am See informiert worden. „Der Stadt ist bewusst, dass die Pächter hierdurch vor einer großen Herausforderung stehen.“ Wie es nun weitergehe, solle in einem persönlichen Gespräch in dieser Woche geklärt werden, so Tatjana Brast weiter. Sollte die nächste Beprobung keine Blaualgen mehr ergeben, könne der See kurzfristig wieder Freigegeben werden. Blaualgen haben toxische Wirkung und können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall nach sich ziehen. Immer wieder Probleme mit Blaualgen: Das Problem taucht seit zwei Jahren immer wieder auf. Zuletzt hatte sich der Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Tourismus im Februar mit den Blaualgen beschäftigt. Damals hieß es: „Wir warten die Ergebnisse einer Wasseranalyse ab.“ Dr. Ilona Arndt vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, zu der die Verwaltung anschließend Kontakt aufnahm, machte deutlich: „Wenn die Algen erstmal im Gewässer sind, ist eine neue Algenbildung nur schwer zu vermeiden.“ „Sollte dabei herauskommen, dass der Phosphorgehalt per se erhöht ist, wäre man machtlos.“ Dr. Ilona Arndt , Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Die Gewässerexpertin betonte, es sei fast unmöglich, die Problematik in den Griff zu bekommen, wenn nicht die Ursache des Nährstoffeintrags bekannt ist und so behoben werden kann. Zwar könne mit einer Ultraschallbehandlung eine Algenblüte eingedämmt werden – ohne Ursachenbekämpfung sei dies jedoch vergeblich ausgegebenes Geld. Als ersten Schritt schlugt sie vor, die Phosphor-Ursache im See abzuklären. Dazu wäre eine Wasseranalyse des Grundwassers erforderlich. „Sollte dabei herauskommen, dass der Phosphorgehalt per se erhöht ist, wäre man machtlos.“ Was hilft gegen die Blaualgen? Nun liegt das Ergebnis vor und wurde ans Landesumweltamt geschickt. Wie Tatjana Brast mitteilte, habe die Stadt parallel zu weiteren „Institutionen zur Bekämpfung von Blaualgen“ Kontakt aufgenommen. Eine abschließende Antwort werde in dieser Woche erwartet. Im Raum stehen auch die Angaben von Professor Johannes Weinig vom Campus Minden, Lehrgebiet Wasser- und Abwasserwirtschaft. Er hatte in einer früheren Sitzung keine abschließende Lösung parat, aber eine Empfehlung: Die kalten und warmen Schichten sollten bei steigenden Außentemperaturen vermischt werden. Einer Blaualgen-Vermehrung könne so vielleicht entgegengewirkt werden. Wie das technisch in Lahde gehen soll, ist nicht geklärt, zumal, so Weinig, „wir von einem neun Hektar großen und vier bis viereinhalb Meter tiefen Gewässer sprechen.“ Grenzwerte hochsetzen? Auch den Ausschussmitgliedern war klar, dass Umwälzpumpen bei einem touristischen Highlight nicht gerade förderlich sind. Auch Belüftungskreisel, so Johannes Weinig, „will hier keiner sehen.“ Von einer chemischen Lösung riet Weinig ab. Eine „Phosphatfällung“ würde schnell 30.000 Euro und mehr kosten und sei bei einem Natursee problematisch. Die Besucher halten sich an das neuerdings wieder ausgeschilderte Betretungsverbot, allerdings meinte einer gegenüber der Zeitung auch: „Ich denke, die Städte und Kommunen sichern sich mit dem Verbot einfach ab. Ich halte es für übertrieben und werde trotzdem mit meinem Boot in Lahde fahren.“ Der regelmäßige Badesee-Besucher hatte auch noch eine Anregung parat: „Grenzwerte hochsetzen, und den Bürgern und Badegästen mehr Verantwortung übertragen.“ Er gehe davon aus, dass die Menge der Blaualgen so gering sei, dass man schon sehr viel davon schlucken müsse, um Bauchschmerzen zu bekommen. Surfboard soll es weiter geben: Die jüngste Blaualgen-Meldung sorgt bei Alexander von Eye und Babur Sahebzada übrigens nicht dafür, auf die geplante Einführung der neuen Attraktion Surfboard zu verzichten: „Das Thema wird gerade vom Kreis geprüft. Wir geben auf jeden Fall nicht auf und wollen diesen schönen Touristenort erhalten!“ mt/Oliver Plöger, Claudia Hyna Giftige Blaualgen gefährden Badevergnügen Blaualgen und Zerkarien: Darauf sollten Sie beim Baden achten Blaualgen: Region sperrt Ricklinger Kiesteich