Burgdorf: Kulturverein Scena zeigt Ausstellung in der Magdalenenkapelle

Die Kultur kehrt sichtbar zurück in die Burgdorfer Stadtgesellschaft. Am Sonnabend, 23. Mai, zeigt der Kulturverein Scena in der Magdalenenkapelle auf dem alten Friedhof nahe des Finanzamtes Bilder und Skulpturen des Burgdorfer Malers und Bildhauers Ralf Woick. „Kosmische Welten“ ist die Schau überschrieben. Bis zum 12. Juli kann sie besucht werden. Eine Vernissage zur Eröffnung wird es allerdings nicht geben. Als seien sie nicht von dieser Welt, so muten die Bilder und Skulpturen an, die Woick für seine Ausstellung zusammengestellt hat. Abstrakt und dennoch mit klar erkennbaren, oft reliefartigen Strukturen sind die großformatigen Gemälde durchzogen. Diese muten an wie fremdartige Gebilde aus fernen Galaxien. Auch die Skulpturen sind rätselhaft. Der Betrachter mag sich an Aliens oder primitive Lebensformen erinnert fühlen. Warum geschehen Dinge, so wie sie geschehen? Werden und Vergehen und die Frage nach dem Sinn – solche grundlegenden Fragen sind es, die sich in Woicks Werken spiegeln und somit zur spirituell anregenden Atmosphäre der Kapelle passen. Der Kampf mit der Kunst: Viele der Bilder sind in einer für den Künstler schwierigen Lebensphase entstanden. Wie mit dieser Zeit hat er auch mit manchem seiner Bilder heftig gekämpft. „Jedes Bild hat seine Geschichte“, sagt der naturverbundene Künstler, für den der Schaffensprozess immer auch etwas Befreiendes hat. Mit dem Bild „Sternengeburt“ habe er besonders gerungen. „Ich war froh, als es fertig war.“ Immer und immer wieder habe er es überarbeitet: „Da sind jetzt bestimmt zehn verschiedene Schichten auf dem Malgrund.“ Es geht auch anders: Ein anderes Gemälde, das ebenfalls in der Kapelle zu sehen ist und ein Wesen von einem anderen Stern darstellen könnte, sei ihm quasi direkt in den Pinsel geflossen. Woick ist wie Scena-Sprecher Matthias Schorr Geologe. „Wir haben sogar bei der BEB-Erdgas und Erdöl einige Zeit im gleichen Büro gesessen“, verrät Schorr. Beiden ist das Interesse für Gesteinsarten und -formationen gemein. Von dieser Passion zeugen Woicks Werke, die vielfach intuitiv entstehen: Ihre Oberfläche ist rau und etwa wegen der Verwendung von Strukturpasten, Sand und Steinen sehr haptisch. Es gibt Brüche und Akzente setzt Woick wie in seinem Bild „Goldberge“ mit glänzenden Abschnitten von Blattmetall. Woick gewann Kunstpreis in Texas: Einfacher hat die Bekanntschaft mit Schorr es für Woick nicht gemacht, erneut bei Scena ausstellen zu können – 2006 waren Arbeiten von ihm in der Alten Rotation zu sehen, 2011 in der KulturWerkStadt: „Ich habe lange gebraucht, um zu überzeugen“, sagt Woick, der 1997 immerhin den Preis für Malerei und Skulpturen der Exxon Art League in Houston, Texas, und 2004 den Kunstpreis der Stadt Laatzen gewann. Die Wartezeit, sagen Schorr und Michael Polte von der Scena-Arbeitsgruppe Kunst übereinstimmend, sei nicht der Qualität, sondern der Konzeption der Ausstellungen geschuldet: „Wir bemühen uns, abwechselnd verschiedene Genres zu zeigen, nicht etwa zwei Fotoausstellungen oder mehrere Schauen mit großformatigen Bildern hintereinander.“ Die im Frühjahr wegen des Coronavirus abgesagte Ausstellung mit Objekten von Gisela Gührs soll im August nachgeholt werden. Die Ausstellung „Kosmische Welten“ in der Magdalenenkapelle ist bis zum 12. Juli jeweils sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Wie die Museen in Hannover hat auch der Kulturverein Scena angesichts der Pandemie für die Reihe „Kunst in der Kapelle“ ein Konzept erarbeitet, dass Aufsichtführende und Besucher gleichermaßen schützen soll. „Inklusive der Aufsicht dürfen sich nur sieben Leute gleichzeitig in der Ausstellung aufhalten“, sagt Scena-Sprecher Michael Schorr. Die werden über einen Rundgang durch die Kapelle geführt. Dabei gilt Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. „Für eventuell Wartende werden wir draußen Sitzgelegenheiten aufstellen, natürlich mit dem gebührenden Abstand voneinander“, sagt Michael Polte. Am Eingang werde es Desinfektionsmittel geben, zudem Masken für diejenigen, die ihre versehentlich nicht mitgebracht haben. Flyer mit Informationen zu Künstler und Werk werden diesmal sicherheitshalber nicht ausgegeben. Stattdessen könnten Besucher diese Einzelheiten auf Aufstellern nachlesen, die im Ausstellungsraum aufgestellt werden. Wenn es die Lage zulässt, könnte es statt der diesmal wegen Corona nicht durchführbaren Vernissage eventuell eine Finissage geben, so erwägen die Ausstellungsmacher. Lesen Sie auch: Corona-Krise legt Kulturbetrieb lahm Kulturverein Scena bringt Hobbykunst in den Blick Kreative Vielfalt in der Kapelle Sprengel-Museum eröffnet mit neuer Ausstellung Von Sandra Köhler

Burgdorf - Kulturverein Scena zeigt neue Ausstellung in der Magdalenenkapelle