Burgdorf: Paulus Perlen betreuen Hilfsbedürftige trotz Corona weiter

Thi Thanh Thuy Nguyen ist eine der Paulus-Perlen und helfenden Engel der St.-Paulus-Kirchengemeinde in der Südstadt. Auch während der Corona-Krise unterstützt die Vietnamesin ehrenamtlich Pflegebedürftige – ergänzend zur ambulanten Pflege bei Tätigkeiten des Alltags. Einkaufen, Essen kochen, Spazieren gehen, Gespräche: Das gibt den Betroffenen die Gelegenheit, ihren Alltag trotz aller Einschränkungen möglichst selbstständig zu gestalten. Und es entlastet die Angehörigen. Hygiene und Abstand sind das Wichtigste: „Es ist wegen des Virus alles etwas anders gerade“, berichtet Nguyen. „Hygiene ist ganz wichtig. Bevor ich anfange, muss ich erst die Hände waschen, die Handschuhe anziehen und Abstand halten.“ Mit der vorgeschriebenen Mund-Nasen-Maske hat sie keine Probleme. „In Vietnam ist es heiß und staubig. Da ist es normal, dass Menschen Masken auf der Straße tragen. Aber in Deutschland tun sich viele schwer. Es ist ungewohnt. Sie bekommen schlecht Luft“, sagt sie. Das merkt sie auch bei den von ihr Betreuten, an die sie ebenso selbst genähte Masken verschenkt hat wie an Nachbarn, Ehrenamtliche und Kliniken. „Mittlerweile ist es Pflicht, da werden die Masken getragen. Aber eine Person sagte zu mir ’ Einkaufen ist für mich so gar kein Spaß’“. Die Unsicherheit sei gestiegen, sagt Nguyen. „Einige Menschen, die ich betreue, haben gesagt, momentan brauchen sie keine Hilfe.“ Doch die, die sie weiter betreut, seien froh, dass sie komme. 87 Paulus-Perlen und helfende Engel haben im vergangenen Jahr 12.000 Stunden mit der Betreuung von Pflegebedürftigen verbracht, berichtet Ute Meyer-Schunck, die das für den Kirchenkreis aufgelegte und vom Land anerkannte Angebot zur Unterstützung im Alltag koordiniert. Wie die Bilanz für 2020 aussehen wird, sei noch nicht abzusehen. Die Situation sei eben besonders. Unterstützender Betreuungsbedarf ist trotz Corona groß: Einerseits gebe es viel Unsicherheit. Andererseits sei der Bedarf ungebrochen groß und verschwinde nicht einfach, nur weil ein Virus grassiert. Zudem hätten viele Institutionen ihre Angebote massiv heruntergefahren oder ausgesetzt, sagt Meyer-Schunck – aus Sicherheitsgründen und wegen ökonomischer Zwänge. Entsprechend viele Anfragen gebe es. Bereits zu Beginn der Pandemie sei klar gewesen, dass es weitergehen soll. Meyer-Schunck gab Anfang März Hygieneschulungen, um für höchstmögliche Sicherheit zu sorgen. „So wie Eltern mit dem Homeschooling schnell an ihre Grenzen geraten, ist es auch bei pflegenden Angehörigen“, weiß die Pflegefachkraft. Ob sie trotz Corona weitermachen wollten, war den Paulus-Perlen und helfenden Engeln freigestellt. „Jede muss für sich in ihrer Situation entscheiden, was sinnvoll ist.“ Mehr als 30 Menschen werden aktuell in ihren Haushalten betreut. Die Tendenz ist steigend. Nicht nur Handreichungen, auch der Kontakt ist wichtig: Nicht nur Handreichungen, vor allem der persönliche Kontakt sei immens kostbar, sagt Meyer-Schunck: „Die Alleinlebenden sind dankbar für jeden Kontakt, und sei er noch so distanziert. Ein persönliches Gespräch, verständnisvolles Zuhören, die helfende Hand ist in dieser Zeit unverzichtbar.“ Deshalb hielten auch solche Ehrenamtliche, die aktuell nicht im Einsatz sind, telefonisch Kontakt zu ihren Betreuten oder schrieben Briefe gegen das Vergessen. Lesen Sie auch: Land hebt Besuchsverbot in Altenheimen teilweise auf So können Besucher künftig mit Altenheim-Bewohnern sprechen „Corona ist mir egal“: Lieber sterben als eingesperrt sein Von Sandra Köhler

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