Trauer um Nils H. in Garbsen: Gedenkstelle am Schwarzen See

Mit Tränen in den Augen sitzt der 18-jährige Luca auf einem Steinblock am Schwarzen See und blickt fassungslos aufs Wasser. Vor knapp 24 Stunden hat er erfahren, dass sein Freund Nils H. hier ertrunken ist. „Ich kannte ihn seit dem Kindergarten, wir waren zusammen in der Schule, haben unsere Freizeit gemeinsam verbracht.“ Noch am Freitagabend hatten sie sich getroffen, Alkohol getrunken, Spaß gehabt. Nun ist der 17-Jährige tot. Fassen können es Luca, Cem und Nori nicht. Von einem gerahmten Foto blickt ihnen der verstorbene Freund entgegen – blonde Haare, ein offenes Lächeln. Darum herum gruppieren sich Blumensträuße und viele Kerzen. „In unseren Herzen lebst du weiter“, steht auf einem Gesteck. Eine Radfahrerin fährt vorbei, kommt wenig später mit einer weißen Rose zurück und legt sie ab. „Dass er nicht mehr da ist, kann ich nicht glauben“, sagt Cem. Verabredung für den nächsten Tag: Der 16-Jährige ist der Letzte, der Nils H. am vergangenen Freitag lebend gesehen hat. „Dort hinten haben wir uns so gegen 23 Uhr verabschiedet“, sagt er und zeigt auf einen kleinen Weg am gegenüberliegenden Ufer des Sees. „Er wohnt ja hier direkt und hatte es nicht mehr weit.“ Ein kurzer Abschied, eine lose Verabredung für den kommenden Tag, das war’s. Gegen 13 Uhr am Sonnabend hätten die Freunde das erste Mal versucht, Nils H. zu erreichen. Doch das Handy war aus. „Das kam uns schon seltsam vor. Nils war sonst einer, der auf jeden Fall das schöne Wetter genossen hätte“, sagt Luca. Als dann gegen 17 Uhr klar wurde, dass der 17-Jährige am vergangenen Abend gar nicht nach Hause gekommen war, machten sich die Freunde auf den Weg zum Schwarzen See. Mit mehr als 15 Personen hätten sie „den See umgekrempelt“, erzählt Cem. Immer und immer wieder hätten sie die Ufer abgelaufen, hinter die Büsche geschaut und nach Hinweisen gesucht. Vergeblich. „Und dabei war er ganz nah“, sagt Luca und blickt auf den See. „Dort ist er gestorben.“ Viele offene Fragen: Noch immer ist die Wasseroberfläche von einer dünnen Eisschicht bedeckt, noch immer ist das Loch zu sehen, wo Nils H. vermutlich eingebrochen ist. „Ich frage mich immer wieder: Warum ist Nils zum See zurückgegangen?“, sagt Cem. Aufnahmen einer Überwachungskamera hätten gezeigt, dass er sich schon in der Nähe seines Wohnhauses befunden habe. „Vieles ergibt für mich keinen Sinn“, sagt der 16-Jährige. Vom Einsatz der Polizeitaucher am See hatten die Freunde am Montagmorgen aus der Berichterstattung auf HAZ.de und neuepresse.de erfahren. Um 12.15 Uhr seien sie angekommen. „Als ich den Sichtschutz und die Absperrungen gesehen habe, wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert sein muss“, sagt Luca. Sie hätten am Ufer gestanden und gebetet, dass es nicht ihr Freund ist. „Von der Polizei haben wir auch erst einmal keine Informationen bekommen.“ Gegen 14.30 Uhr bestätigte die Polizei Hannover, dass es sich bei der gefundenen Leiche um den vermissten 17-Jährigen aus Garbsen handelt. Für die Suche im See hatten sich die Beamten aus Hannover Unterstützung der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen geholt. Da sich das Loch in der Eisdecke inzwischen etwas auf der Wasseroberfläche verschoben hatte, suchten die Polizeitaucher auf dem Grund im sogenannten Scheibenwischerverfahren, tauchten einmal links und dann wieder rechts von dem Loch im Eis. So stießen sie schließlich auf den Leichnam. Wie es genau zu dem Unglück kam, steht noch nicht fest. Schon am Montagabend hatten sich viele Freunde und Familienmitglieder von Nils H. am Schwarzen See getroffen, um sich zu verabschieden. Innerhalb weniger Stunden nach dem Unglück ist die kleine Gedenkstätte entstanden. Irgendjemand habe eine Schiebermütze niedergelegt. „Das war sein Markenzeichen“, sagt der 19-jährige Nori. „Es gibt nicht viele Menschen, die solche Mützen tragen“, sagt Luca. Schon von Weitem habe man den Freund daran erkannt. Und gelächelt habe er immer, sagt Luca. „Nils war ein humorvoller Typ.“ Dass der Freund nun nicht mehr da ist, hätten sie noch nicht realisiert, sagt Luca. „Das wird wohl erst dann kommen, wenn wir uns wieder treffen und wenn dann der eine Kollege fehlt.“ Von Linda Tonn