Gehrden: Landwirte und Naturschützer streiten in der Innenstadt

So richtig zueinander gefunden haben Heinz Strassmann von den Bündnisgrünen und Landwirt Jakob von Richthofen nicht. Als sich die beiden am Stand in der Innenstadt begegneten, an dem Grüne und Naturschutzbund Unterschriften für das Volksbegehren Artenvielfalt sammelten, war das Gespräch schnell beendet. „Wir wurden am Stand höchst unfreundlich empfangen“, sagt von Richthofen. Ein Dialog sei abgelehnt worden. Heinz Strassmann weist die Vorwürfe zurück. Vielmehr seien die Landwirte am Stand sehr energisch aufgetreten. Er habe nicht den Eindruck gehabt, dass die Landwirte ernsthaft an einem Dialog interessiert gewesen seien. „Wir sträuben uns nicht“: Wie auch immer: Der Konflikt entzündet sich an dem Volksbegehren Artenvielfalt, für das Grüne und Naturschutzbund Unterschriften sammeln. Von Richthofen bezeichnet das Volksbegehren als ein Politikum. Was von Richthofen besonders ärgert: Es liegt bereits ein Alternativvorschlag auf dem Tisch, der sogenannte Niedersächsische Weg. Landwirte, Naturschützer und die niedersächsische Landesregierung haben im Mai einen gemeinsam Plan für den Natur- und Artenschutz entwickelt – mit verbindlichen Zielen. Ein Konzept, das auch vom Naturschutzbund unterzeichnet wurde. „Es nimmt den kooperativen Weg auf, um Naturschutz und Landwirtschaft zu vereinen“, meint von Richthofen. Das Volksbegehren entzweie nun die Gruppen. Der Lenther betont: „Wir sträuben uns nicht gegen das Thema Arten- und Naturschutz.“ Die Landwirte seien sehr wohl bereit, ihren bereits jetzt schon stattfindenden Einsatz für mehr Naturschutz weiter zu optimieren. „Es werden vielerorts vielfältige Maßnahmen zur Pflege unserer Kulturlandschaft und zur Verbesserung der Biodiversität umgesetzt“, sagt von Richthofen. „Keine konstruktive Arbeit auf Augenhöhe“: Besonders befremdlich sei der Umstand, dass Gisela Wicke in einer Arbeitsgruppe zur Ausgestaltung des Niedersächsischen Weges sitzt und nun gleichzeitig in der Gehrdener Fußgängerzone Unterschriften für das Volksbegehren einsammelt und Werbung für Nabu und Grüne macht, sagt von Richthofen. Man könne nicht am Verhandlungstisch für den Niedersächsischen Weg sitzen und am nächsten Tag in der Fußgängerzone Unterschriften einsammeln für das Volksbegehren, welches das Gegenmodell zum kooperativen Niedersächsischen Weg sei. „So geht keine konstruktive Arbeit an der Sache auf Augenhöhe“, sagt von Richthofen. Gisela Wicke ist Mitglied der grünen Ratsfraktion und Vorsitzende des Naturschutzbundes Gehrden/Benthe. Für das Volksbegehren Artenvielfalt wollen sich auch in den nächsten Wochen Vertreter vom Nabu und den Grünen donnerstags auf dem Wochenmarkt und sonnabends auf dem Bauernmarkt einsetzen und weiter Unterschriften sammeln. Im ersten Schritt müssen in ganz Niedersachsen zunächst 25.000 Unterschriften gesammelt werden, nach Einschätzung der Vertreter am Stand der Unterschriftensammlung dürfte diese Anzahl schnell erreicht sein. Ziel des Volksbegehren ist es, den Artenschwund zu stoppen. Von Dirk Wirausky