Gehrden: Neubaugebiet in Lenthe muss halbiert werden.

Das Nein aus Hannover ist unmissverständlich. Die Region hat die Pläne des Lenther Ortsrates abgelehnt, das Neubaugebiet Im Wehrkampe komplett zu entwickeln. Die Behörde erlaubt lediglich die Hälfte der Fläche zu bebauen. Hintergrund der Beschränkung ist ein Passus im Regionalen Raumordnungsprogramm. Demnach darf ein Dorf wie Lenthe, dem die nötige Infrastruktur wie Schule, Nahversorgung oder S-Bahn-Anbindung fehlt, nur um fünf Prozent der gegenwärtig bebauten Fläche wachsen. Das anvisierte 2,6 Hektar große Gebiet ist demnach zu groß, Lenthe würde um 10 Prozent wachsen. In mehreren Gesprächen bei der Region sei auf eine Einzelfallprüfung beziehungsweise Ausnahmeregelung hingewirkt worden, berichtet Wolfgang Middelberg, Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt. Ohne Erfolg. „Sie will offenbar keinen Präzedenzfall schaffen“, vermutet er. Um dennoch eine Entwicklung anzuschieben, plant die Stadt nun auf der Hälfte der Fläche. Rund 20 Wohneinheiten sollen am westlichen Rand von Lenthe entstehen: 15 Einfamilienhäuser auf Grundstücken zwischen 500 und 620 Quadratmetern sowie vier Doppelhäuser auf Flächen von etwa 310 Quadratmetern. Angebunden wird das Baugebiet über die Straße Im Wehrfeld. „Das ist die beste Lösung, um voranzukommen“, sagt Middelberg. 320 Anfragen nach einem Bauplatz: Die Lenther Politiker reagierten verärgert, zumal der Bedarf größer ist als er nun befriedigt werden kann. Laut Ortsbürgermeister Jürgen Ermerling gibt es 320 Anfragen für einen Bauplatz. Und: „Wir können jetzt auch keinen bezahlbaren Wohnungsbau anbieten“, sagt Ortsratsmitglied Carsten Weschen. Der Ortsrat wollte deshalb das gesamte Gebiet in einen Bebauungsplan einbeziehen, zumal dies auch wirtschaftlicher gewesen wäre. Geplant war ursprünglich, dass auf einer Ackerfläche zwischen der Straße Im Wehrfeld und dem Pagenburgweg unmittelbar hinter dem westlichen Abschluss der Wohnbebauung des Dorfes 35 Baugrundstücke zwischen 500 und 620 Quadratmetern entstehen sollen. Doch nun zeigt sich der Ortsrat zähneknirschend kompromissbereit. Vorerst. Denn das Gremium will einen erneuten Vorstoß bei der Region wagen. Es könne schließlich nicht sein, dass die Region für mehr Wohnraum werbe und gleichzeitig den Kommunen Beschränkungen auferlege, meint Ermerling. Lenther Bürger sollen bevorzugt werden: Auch wenn es noch keine Detailplanung gibt: Der Ortsrat möchte, dass das Neubaugebiet in den dörflichen Charakter Lenthes eingebettet wird. „Wir werden deshalb eine örtliche Bauvorschrift erarbeiten“, sagt Ermerling. Außerdem sollen die neuen Häuser klimaneutral und umweltverträglich errichtet werden. Und: „Wir wünschen uns, dass Bürger aus Lenthe bei der Vergabe bevorzugt werden“, betont der Ortsbürgermeister. Die Entscheidung darüber, wer Im Wehrkampe wohnen darf, wird vermutlich im Frühjahr nächsten Jahres fallen. Die ersten Häuser könnten auf der Fläche ab Spätsommer gebaut werden, wie Middelberg sagt. Nicht jeder Bürger dürfte über die Entscheidung aus Hannover unzufrieden sein. Einige Bürger hatten im Vorfeld gefordert, die Fläche in zwei Bauabschnitten zu realisieren – um den Ort behutsam zu entwickeln. Von Dirk Wirausky

Gehrden - Lenthe darf nur die Hälfte des Gebiets Im Wehrkampe bebauen