An der Steintorkreuzung läuft derzeit nicht nur sinnbildlich alles kreuz und quer: Am provisorischen Zebrastreifen auf der Gartenstraße verlassen Autofahrer ein zum Parkplatz umfunktioniertes Baugrundstück stellenweise als Geisterfahrer. Immer wieder rollen auch Autos meterweit über einen Fußweg, um möglichst über eine Bordsteinabsenkung auf die Fahrbahn zu gelangen. Nicht weniger ungewöhnlich sieht es wenige Meter weiter aus: Dort biegen Fahrzeuge von der Nordstraße im Zickzackkurs nach links in den Steinweg ab – dicht entlang einer Sicherheitsabsperrung. Ein Ende dieser unübersichtlichen Verkehrssituation ist aber vorläufig nicht absehbar. Solange dort nicht die Bauarbeiten für ein seit mehreren Jahren geplantes Wohn- und Geschäftshauses beginnen, wird sich dort nach Angaben der Stadt vorerst nichts ändern. „Die Absperrbaken sind notwendig, um Fußgänger zu schützen. Und die Nutzung des Baugrundstücks als Parkplatz ist nicht verkehrswidrig“, sagt der kommunale Fachbereichsleiter Frank Born.
Er macht kein Geheimnis daraus, dass die Verkehrssituation rund um das beparkte Baugrundstück auch dem zögerlichen Investor geschuldet ist. Immerhin hat die Stadt im Verlauf der bisherigen Innenstadtsanierung notgedrungen darauf verzichtet, entlang des geplanten Bauareals bereits das neue Pflaster verlegen zu lassen. „Diesen Bereich haben wir bewusst ausgespart, damit dass neue Pflaster nach einem Baubeginn nicht gleich wieder von schweren Baufahrzeugen beschädigt wird“, sagt Born. Das Problem: Weil am Steinweg für viele Autofahrer wegen der fehlenden Bepflasterung der Fußweg kaum zu erkennen ist, wird dort von Linksabbiegern immer wieder der einheitlich geteerte Weg geschnitten. „Damit Fußgänger nicht gefährdet werden, haben wir diesen Bereich abgesperrt“, erläutert Born die Maßnahme.
Nun hat die Stadt aber wegen der zögerlichen Umsetzung der Neubaupläne die Geduld verloren. Wenn nach dem Sommer 2019 auf dem Marktplatz die Innenstadtsanierung fortgesetzt wird, soll auch der bislang ausgesparte Bereich am Steinweg neu gepflastert werden. „Dann wird der Fußweg deutlich von der Fahrbahn zu unterscheiden sein und die Baken sind nicht mehr notwendig“, sagt Born. Für Schäden müsse anschließend der Bauinvestor aufkommen. Sollten zuvor doch noch überraschenderweise die Bauarbeiten beginnen, werde die Neupflasterung am Steinweg aber sinnvollerweise noch einmal bis zum Abschluss der Arbeiten aufgeschoben.
Dagegen kann die Stadt die inoffizielle Ausfahrt an der Bordsteinabsenkung vor dem beparkten Baugrundstück nur hinnehmen. „Solange der Eigentümer und Investor das Parken zulässt, ist es rechtens, von dem Privatgrundstück herunter zu fahren“, sagt der Fachbereichsleiter. Angesichts gefährlicher Situationen auf dem Fußweg sowie im Gegenverkehr ruft Born die Autofahrer zu einer umsichtigen Fahrweise auf.
Unterdessen deutet auf dem Areal auch 15 Jahre nach dem Abriss eines historischen Fachwerkhauses weiterhin nichts auf den geplanten Bau eines mehrgeschossigen Gebäudes mit Tiefgarage hin. Eine Mitarbeiterin des Investors, der Gesellschaft Grefer Immobilien aus der Wedemark, beteuert auf Nachfrage, dass der Neubau wie geplant errichtet werde. Es sei jedoch möglich, dass das Grundstück inklusive der Entwürfe und der vorliegenden Baugenehmigung noch einmal verkauft werde. „Das ändert aber nichts daran, dass die Bauarbeiten bald beginnen sollen – nur nicht mehr in diesem Jahr“, sagt die Mitarbeiterin.
Von Ingo Rodriguez