Dass ein Altar mit dem Vorschlaghammer von seinem Platz entfernt wird, ist – viele werden denken „Gott sei dank“ – alles andere als alltäglich. In der seit mehr als zwei Jahren gesperrten und im Zuge der bevorstehenden Sanierung im Sommer ausgeräumten Kapelle in Alt-Laatzen war es am Montag so weit: Mit kraftvollen Schlägen brachten Handwerker das etwa vor 60 Jahren im alten Stil errichtete Backsteinmauerwerk zum Einstürzen und entfernten sogleich den Trümmerhaufen. Statt eines festen Altars soll dort künftig eine bewegliche Holzkonstruktion stehen. Und auch sonst stehen noch einige technische und gestalterische Änderungen im Innenraum der Kapelle an.
Wiedereröffnung ist für Anfang 2020 geplant
„Wir hoffen, dass die Arbeiten Anfang des Jahres 2020 fertig sind und wir die Kapelle dann wiedereröffnen können“, sagte der Baubeauftragte des Kirchenvorstandes Wilhelm.
Seit August 2017 ist die Kapelle wegen Schimmelbefalls gesperrt. Die Kosten für die Sanierung werden auf rund 70.000 Euro geschätzt und aufgeteilt zwischen der Immanuelgemeinde, der Landeskirche, dem Kirchenkreis und der Klosterkammer. Der Eigenanteil der Gemeinde liegt laut Kirchenvorstand bei 14.000 Euro.
Die Kapelle in Alt-Laatzen wurde 1325 erstmals urkundlich erwähnt und gilt als südlichstes Beispiel der norddeutschen Backsteingotik. Mit mehr als 700 Jahren ist es eines der ältesten Gebäude in Laatzen, das allerdings während des Zweiten Weltkrieges und während der Bombardierung 1943 bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Deutlich mehr Sitzplätze auf der Empore
„Die neue Orgel wird künftig unten stehen“, erklärte Peter Wilhelm, Vorsitzender des Bauausschusses des Kirchenvorstands von Immanuel. An der bisherigen Stelle auf der Empore sei für die von dem Großspender Harry Neß finanzierte Braun-Orgel kein Platz mehr, so Wilhelm. Sie komme daher neben den Altar auf die Türseite, allerdings erst nach Abschluss aller Arbeiten.
Der frei gewordene Platz auf der Empore – die alte Orgel war derart von Schimmel befallen, dass sie entsorgt werden musste – soll für weitere Sitzplätze genutzt werden. Der Auftrag an den Tischler sei bereits vergeben, so Wilhelm. Das Podest werde verlängert und die Sitzmöglichkeiten von bisher geschätzt zwölf auf künftig rund 30 Plätze erweitert.
Das Hauptproblem der Kapelle war bis zuletzt die Feuchtigkeit, weswegen unter anderem der Innenputz auf einer Höhe von 1,50 Meter abgeschlagen und mit einem mineralischen Sockel aus Muschelkalkstein ersetzt wurde. Um die verbliebene Feuchtigkeit aus dem Gemäuer zu ziehen und künftig davon fernzuhalten, wird Mitte November die vom Amt für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche angeregte Fußleistenheizung in der Kapelle installiert. „Die wird dann vier Wochen lang Tag und Nacht durchlaufen“, erklärt Wilhelm. Für Malerarbeiten werde sie anschließend noch einmal kurzzeitig abgenommen und dann dauerhaft die Kapelle trocken und warm halten.
Fenster öffnen sich bei entsprechender Witterung automatisch
Teile für die automatische Lüftung an den Innenfenstern hängen bereits, ebenso der Sensor zur Messung der Außenluft. „Wenn die Außenluft trockener ist als die Innenluft, werden die Kippfenster automatisch geöffnet“, erklärte Wilhelm. Die noch an zwei diagonal liegenden Fenstern zu installierenden Gebläse drücken die feuchte Luft aus der Kirche. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich beim manuellen Lüften, etwa an warmen und feuchten Tagen, Kondenswasser an den Innenwänden bildet. Auf die Technik und Sensoren sei mehr Verlass, so Wilhelm, der die Baumaßnahmen vorbereitet hat und für die Gemeinde begleitet. Ein komplett neuer Schaltkasten sowie neue Elektroleitungen wurden bereits verlegt.
Parallel zu diesen Arbeiten werden auch noch die Bodenplatten in der Kirche und das Sandsteinmauerwerk draußen neu verfugt. Um im Altarraum entsprechend arbeiten zu können, wurde am Montag das Taufbecken demontiert. „Es bleibt in der Kapelle und wird in der Nähe der Treppe zwischengelagert“, betonte Wilhelm. Die Stühle, das Bronzekreuz, die Kerzen und das Pult waren bereits im August in die Immanuelkirche gebracht worden.
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Von Astrid Köhler