Laatzen: Landwirte wollen zu Insektenrettern werden

Immer mehr Insekten und Vogelarten verschwinden. Grund dafür ist vor allem die industrielle Landwirtschaft. Dies geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der Natur hervor, den Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag in Berlin vorstellte. Dass Landwirte durchaus bereit sind, dem Insektensterben entgegenzuwirken, zeigt die Initiative Echt grün – Eure Landwirte des Landvolks Niedersachsen. Dieses stellte ebenfalls am Dienstag auf der Obstplantage Hahne das Projekt Bienenfreundlicher Landwirt und die Aktionswoche Artenvielfalt und Blühstreifen vor. Landwirte haben 26.500 Hektar Blühflächen angelegt: „Landwirte in Niedersachsen setzen sich bereits seit mehreren Jahren für den Erhalt der Artenvielfalt ein“, sagte Holger Hennies, Vizepräsident des Niedersächsischen Landvolks. Ob an Ufer-, Feld- und Wegesrändern, auf Brachflächen und Streuobstwiesen oder in Biotopen – vergangenes Jahr haben Landwirte laut Hennies landesweit auf insgesamt fast 26.500 Hektar Fläche ein- oder mehrjährige Blühmischungen gesät. 23.000 weitere Hektar hätten brachgelegen, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Noch bis Freitag, 22. Mai, zeigen Landwirte mit Schildern auf ihren Feldern und im Internet außerdem, wie sie zu mehr Biodiversität beitragen. „Landwirte sind durchaus bereit, mehr für den Naturschutz zu machen, wenn es von der Bevölkerung anerkannt wird“, sagte Hennies. Obstplantage setzt auf Wildbienen und Erdhummeln: Seit zwei Jahren können Bauern beim Landvolk Hannover zudem an der Aktion Bienenfreundlicher Landwirt teilnehmen. Dafür müssen sie mehrere insektenfreundliche Kriterien wie naturbelassene Unkrauthecken, mehrjährige Sand- und Steinhaufen und das Anlegen von Blühflächen erfüllen. Der Gleidinger Obstbauer Klaus Hahne war von Beginn an bei der Aktion dabei. Bereits sein Vater Fritz Hahne, der die Obstplantage 1952 gründete, habe viel Wert auf den Naturschutz gelegt, Fahrgassen zwischen den Bäumen nicht gemäht, Nistkästen aufgehängt und eine Hecke um die Plantage angelegt. Heute gebe es auf der insgesamt 30 Hektar großen Obstplantage etwa sechs Kilometer Hecken. Das gesamte Jahr über blühten verschiedene Pflanzen. „Außerdem mähen wir jeden zweiten Randstreifen nicht.“ Zusätzlich gebe es rund 600 Nistkästen für Vögel und unzählige Insektenhotels. „Dieses Jahr haben wir für rund 5000 Euro 250 Wildbienenkästen angeschafft“, sagte Hahne. „Denn die Honigbiene ist sehr launisch.“ Sie fliege nur bei gutem Wetter. Daher setze der Betrieb zunehmend auf die Bestäubung durch wild lebende, nicht domestizierte Bestäuberinsekten. Wildbienen und Erdhummeln etwa seien schon sehr früh im Jahr unterwegs, wenn es den Honigbienen noch zu kalt sei. Insgesamt nehmen rund 400 Bauern aus ganz Niedersachsen an der Aktion Bienenfreundlicher Landwirt teil, sagte Arnd von Hugo vom Landvolk Hannover. Er hoffe, dass bis zum Ende der Aktion Ende Mai noch die 500er-Marke geknackt werden könne. Lesen Sie auch: Trotz Corona: Obstbetriebe haben kaum Sorge um ihre Ernte Land will 2020 Plan zu Bienenrettung vorstellen – Naturschützern dauert das zu lange In Ingeln-Oesselse summt und brummt es auf den Bienenweiden Dialog statt Demo: Wie Bauern und Bürger in Ingeln-Oesselse über die Agrar-Krise reden Von Stephanie Zerm

Laatzen - Landwirte wollen zu Insektenrettern werden