Pattensen: Kann sich Jeinsen durch Damm vor Hochwasser schützen Voruntersuchung präsentiert

Ist Jeinsen noch zu retten? Dieser etwas plakativen Frage mussten sich die Mitglieder des Bauausschusses in der Sitzung am Dienstagabend stellen. Dort präsentierte Ingenieur Sören Bock als Vertreter des Fachbüros Pabsch & Partner die Voruntersuchung zum Bau eines Hochwasserschutzdamms mit einer Länge von 575 Meter östlich der Bundesstraße. Das Ergebnis: Der Bau für rund 1,2 Millionen Euro könnte das Wasser bei einem HQ100-Ereignis nicht zurückhalten. Die Bezeichnung HQ100 definiert ein Hochwasser, wie es statistisch einmal in 100 Jahren vorkommt. „Wir haben dafür einen 12-stündigen Dauerregen zugrunde gelegt“, sagte Bock. Die durch Jeinsen fließenden Beeke tritt bei einer Abflussgeschwindigkeit von 4,5 Kubikmeter pro Sekunde über die Ufer. Wenn jetzt ein HQ100 eintreten würde, läge diese Geschwindigkeit bei 11 Kubikmeter pro Sekunde. „Wenn wir einen Damm zum Schutz bauen, können wir diesen Wert auf rund 8 Kubikmeter pro Sekunde senken. Überflutet wird die Beeke aber dennoch“, sagte Bock. Hochwasserschutz in Jeinsen: Die Vertreter der Ratsfraktionen zeigten sich enttäuscht. „Etwas flapsig ausgedrückt stellt sich da ja nur die Frage, ob wir Jeinsen einen Meter oder nur einen halben Meter absaufen lassen“, sagte Michael Wahl (CDU). Angesichts der hohen Kosten und des unbefriedigenden Ergebnisses müsse besprochen werden, ob die Stadt den betroffenen Jeinsern nicht alle 100 Jahre einfach eine Entschädigung zahlt. Matthias Wiesner (CDU) stellte diese Rechnung allerdings in Frage. „Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Umweltkatastrophen kann es auch sein, dass ein heute noch angenommenes HQ100 schon bald alle 30 Jahre eintritt. Dann muss die Stadt häufiger zahlen“, sagte er. Rolf Kattenhorn (UWG/UWJ-Gruppe) sagte, dass er mit einem Vorschlag gerechnet habe, der Jeinsen komplett vor Hochwasser schützt. Bock erläuterte, dass ein Bauwerk für einen umfangreichen Schutz mehr als doppelt so teuer werde und zudem in den Bereich der Talsperrenaufsicht fallen würde. Sachgebietsleiter Jörg Hinrichsen ergänzte, dass durch die dann notwendigen Kontrollen und Genehmigungen noch weitere Kosten auf die Stadt zukommen. Damm kostet 1,2 Millionen Euro: Die Ausschussmitglieder waren sich jedoch einig, dass der aktuelle Vorschlag keine optimale Lösung darstelle. „Wenn wir einen Damm für 1,2 Millionen Euro bauen und Jeinsen trotzdem absäuft, ist das ein Schildbürgerstreich“, sagte Jörg Walkowiak (SPD). Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung noch weitere Fragen zu recherchieren. So soll unter anderem geprüft werden, ob sich die rechtliche Zuständigkeit ändert, wenn dort ein Damm gebaut wird, der in der Bereich der Talsperren fällt. „Möglicherweise sind dann auch andere Institutionen für die Zahlung zuständig“, sagte Andrea Eibs-Lüpcke (SPD). Schutz vor Überschwemmungen in Jeinsen: So geht es jetzt weiter: Generell sollen der Politik Fördermöglichkeiten präsentiert werden. Weiterhin soll die Verwaltung konkreten Auswirkungen auf Häuser bei einem HQ100 mit dem jetzt vorgestellten Damm prüfen. Möglicherweise lasse sich auch durch mobile Hochwasserschutzelemente noch etwas erreichen, regten die Ausschussmitglieder an. Viele Jeinser sind noch heute von dem Pfingsthochwasser 1997 traumatisiert. Auch dort trat die Beeke nach einen Dauerregen über die Ufer. Ein damals betroffener Jeinser war auch unter den Gästen im Ausschuss. „Damals stand das Wasser bis zu zwei Meter hoch in unseren Straßen. Das möchte ich nicht noch einmal erleben“, sagte er. Lesen Sie auch: Bau des Hochwasserdamms verzögert sich weiter Jeinser sorgen sich um Zustand der Beeke Ausschuss stimmt für Bau eines Hochwasserdamms Von Tobias Lehmann

Pattensen - Hochwasserschutz in Jeinsen: Damm für 1,2 Millionen Euro reicht nicht aus