Pattensen: Musikverein saniert Spritzenhaus zur Altstadtphilharmonie

Im alten Spritzenhaus an der Marienstraße stehen Eimer, Balken und ein Zementmischer. An mehreren Stellen sind Löcher im Estrich. Manche kommen von den Stahlträgern, die der Musikverein Pattensen in dem Gebäude aufgestellt hat. „Sie sind nötig, weil wir die tragende Wand in der Mitte des Raumes abgerissen haben“, sagt Tobias Zielinski, Dirigent und musikalischer Leiter des Vereins. In dem nun entstandenen großen Raum soll künftig das gesamte Blasorchester proben. Darauf deutet schon ein einsames Tenorhorn hin, das in der Mitte des Raumes neben einem Werkzeugkoffer auf einem Stapel Spanplatten liegt. Ansonsten sieht es in dem historischen Gebäude aus wie in einem Rohbau. Bis der Musikverein dort musizieren und seine sogenannte „Altstadtphilharmonie“ eröffnen kann, ist noch viel zu tun. „Zum Glück haben wir viele Mitglieder, die handwerkliches Geschick haben und dabei helfen“, sagt der Vorsitzende Marco Grote, der das Gebäude gemeinsam mit Zielinski von der Stadt Pattensen für den Musikverein gekauft hat. Denn die meisten Sanierungen erledigt der Verein in Eigenregie. Musikverein saniert Gebäude: „Vor Kurzem haben wir das gesamte Dach abgedeckt und die Sparren demontiert“, sagt Zielinski. Das Dach soll komplett erneuert und nach der Wärmeschutzverordnung gedämmt werden. Von innen kann man zurzeit durch eine durchsichtige Plane, die das Gebäude vor Regen schützen soll, den Himmel sehen. Auch den Estrichboden und die Fenster will der Verein komplett erneuern. In einer Ecke im Erdgeschoss soll außerdem eine kleine Küche eingebaut werden. Im Obergeschoss sollen ein zweiter Übungsraum sowie sanitäre Anlagen entstehen. Um diese zu erreichen, muss allerdings auch noch eine Treppe eingebaut werden. Außerdem sind Strom- und Wasserleitungen zu verlegen. Denn bislang wurde das Gebäude mit Strom aus der benachbarten Grundschule betrieben. So viel der Verein im Inneren des historischen Gebäudes auch erneuert: „Das Äußere bleibt unverändert“, sagt Grote. So lasse der Musikverein auch den Turm sanieren, obwohl er ihn aus Brandschutzgründen nicht nutzen kann. „Es ist uns aber wichtig, das charakteristische Aussehen des ehemaligen Gerätehauses zu erhalten“, betont auch Zielinski. Daher wolle der Verein auch die alten Holztore und Fensterläden aufarbeiten, ohne daran etwas zu verändern. Begonnen hat die Sanierung bereits Ende April, nachdem der Musikverein von der Stadt die Baugenehmigung erhalten hatte. Dabei sind die Sanierungskosten mit rund 100.000 Euro laut Zielinski weitaus höher als die für den Erwerb des Gebäudes. Grote sagt: „Wenn wir nicht so viel selbst machen würden, wäre es sogar noch teurer.“ Ende des Jahres soll das Gröbste fertig sein: Ende des Jahres, schätzt Zielinski, ist der Verein mit den groben Arbeiten fertig. „Dann kann im nächsten Jahr der Innenausbau mit dem Einbau der Sanitäranlagen, dem Streichen der Wände und der gesamten Endmontage beginnen“ sagt der Dirigent des Orchesters. Auch Akustikdecken oder -wände sollen dann noch eingebaut werden, damit es beim Proben des 40-köpfigen Orchesters nicht hallt. Zu dem Kauf des Gebäudes hatte sich der Verein gleich aus mehreren Gründen entschieden. „Bislang proben wir in der Grundschule, was mit einem großen bürokratischen Aufwand und einer Mehrbelastung der städtischen Mitarbeiter und unserer Musiker verbunden ist“, sagt Grote. So müsse in der Grundschule immer ein Hausmeister während der Proben anwesend sein und anschließend abschließen. Außerdem sei es nicht möglich, die Übungsstunden zu verlegen, wenn den Musikern einmal etwas dazwischen kommt. Auch der Auf- und Abbau der Notenständer, Stühle und des Schlagzeugs koste immer viel Zeit. „Die Sachen können wir künftig in unserem eigenen Gebäude stehen lassen“, sagt Zielinski. „Außerdem können wir dann rund um die Uhr Unterricht anbieten und danach mit den Musikern auch mal gemütlich zusammensitzen. Zielinski und Grote, die so oft wie möglich nach Feierabend auf der Baustelle arbeiten, gehen davon aus, dass das Gebäude Mitte bis Ende 2021 fertig sein wird. „Dann wird es eine große Einweihungsfeier mit einem Open-Air-Konzert nebenan auf dem Hof Grote geben“, kündigt Zielinski an. Dabei wollen Grote und Zielinski dem Musikverein dann sein neues Domizil übergeben. Den Kaufpreis, den beide ausgelegt haben, soll der Musikverein dann über Pacht oder Miete zurückzahlen. Damit diese nicht zu hoch ausfällt, sammelt der Verein Spenden. Wer etwas dazu beitragen will, kann sich bei Tobias Zielinksi unter der Telefonnummer (0177) 2989156 und bei Marco Grote unter (0177) 2989247 melden. Der Musikverein besteht seit 130 Jahren. Er wurde 1890 von elf Pattensern gegründet. Heute hat er rund 150 Mitglieder – aktive und fördernde. Das 40-köpfige Blasorchester tritt jedes Jahr bei zahlreichen Feiern in Pattensen und Umgebung auf. Für den Nachwuchs gibt es ein Jugendorchester, in dem zurzeit rund 18 Jungen und Mädchen Mitglied sind. Drei Musiklehrer unterrichten die Kinder und Jugendlichen. Um Jungen und Mädchen an die Musik heranzuführen, arbeitet der Musikverein regelmäßig mit der Grundschule zusammen. Seit 2008 wird der Verein von Marco Grote geleitet. Sein Vorgänger Hubert Zimbal hatte das Amt des Vorsitzenden 28 Jahre inne. Chefdirigent war 30 Jahre lang Wolf-Dieter Kollarz. 2012 hat er das Amt an seinen Stellvertreter Tobias Zielinski übergeben. 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