Ronnenberg: Jugendbürgermeister schnuppert in den Landtag

Kaffee kochen, lochen, ablegen – langweilen. Viele Schüler sind froh, wenn die zwei Wochen ihres Praktikums vorbei sind, zumal mancher aufgrund wenig konkret ausgestalteter Zukunftsplanung den Betrieb eher beiläufig ausgewählt hat. Til Leander Schröder hat sich da eher an seinem Hobby orientiert, das auch ein Beruf werden könnte. Zwar hat auch der 16-jährige Benther seinen Werdegang noch nicht abschließend geplant, wie er einräumt, sein zweiwöchiger Einblick in die Arbeit der SPD-Landtagsabgeordneten Kerstin Liebelt passt aber perfekt zu seinem Engagement als Jugendbürgermeister der Stadt Ronnenberg. Seit 2017 im Jugendparlament aktiv: Seit der Wahl des ersten Jugendparlaments in Ronnenberg im Jahr 2017 versucht der Schüler der Marie-Curie-Schule aktiv, die Lokalpolitik seiner Heimatstadt mitzugestalten. Während des Praktikums wollte er unter anderem Vergleiche zur übergeordneten Landespolitik ziehen. Sein Fazit: „Es ist alles ein bisschen größer, weil auch verschiedene Kommunen betroffen sind. Aber eigentlich ist es gar nicht so viel anders“, sagt er. Der Schülersprecher der Empelder KGS kann auf einige Erfahrungen in den Fachausschüssen des Ronnenberger Stadtrates zurückblicken. Mit Liebelt nahm er an Sitzungen ähnlicher Gremien auf Landesebene teil, so auch des Umweltausschusses, wo gerade über die Zukunft der Kalihalden im Land und der in Ronnenberg im Speziellen diskutiert wurde. Abgeordnetenbesuche auf dem Adolfshof in Lehrte und im Forstamt Springe, Sitzungen von Arbeitskreisen und Fraktion – wo Liebelt ist, ist auch Schröder während der zwei Wochen – nur zur Grünen Woche nach Berlin durfte er nicht mitfahren. Politisches Engagement führt beide zusammen: Die Zeit der Abwesenheit der Abgeordneten gibt dem Jugendbürgermeister aber auch Zeit, eigene Projekte voranzutreiben. Eines seiner Ziele für die laufende Wahlperiode ist es, die Strukturen von Jugendparlamenten in das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz zu bringen. Bei einer Veranstaltung zum selben Thema hatten sich die Wege von Liebelt und Schröder zum ersten Mal gekreuzt. Kurz danach fragte der Benther wegen des Praktikums nach und erhielt eine Zusage. Sie versuche, alle Anfragen zu erfüllen, sagt Liebelt. „Wir haben regelmäßig Anfragen.“ Die SPD-Politikerin sieht sich als einzige Landtagsabgeordnete aus ihrem Wahlkreis auch ein bisschen in der Pflicht, das Interesse der Jugendlichen an der Landespolitik zu befriedigen. Zukunftstag oder Schulpraktikum – Grenzen zeigt den Zusagen nur die Größe des Büros auf. Als Anfang der Woche ein zweiter Praktikant in die dritte Etage des Kurt-Schumacher-Hauses an der hannoverschen Odeonstraße einzieht, ist das Maximum bereits erreicht. Besonderes Interesse an der Gleichberechtigung: Sie finde es spannend, dass sich junge Leute für ihre Arbeit interessieren, und möchte ihnen gern zeigen, wie Landespolitik funktioniert und wer die Leute dahinter sind, sagt Liebelt. Als Frau setzt sie sich besonders für Aspekte der Gleichberechtigung ein. Auch Schröder stört es, „welche Unterschiede es noch gibt“. Schon in der Schule habe ihn das Thema interessiert. „Und die bestehenden Lösungen bei den Paritätsregeln sind nicht zukunftsfähig“, meint er. Diese Erfahrungen spornen ihn an, sich auch später im Berufsleben politisch zu engagieren. „Weil ich etwas verändern will, gerade beim Thema Gleichberechtigung“, sagt Schröder. Noch nicht festgelegt sieht er sich allerdings in Bezug auf eine Parteizugehörigkeit – trotz des Praktikums bei einer SPD-Abgeordneten. „Ich würde auch gern noch andere Parteien kennenlernen, um mir einen genaueren Eindruck zu verschaffen“, sagt der Jugendbürgermeister. Lesen Sie auch: Jugendparlament will mehr junge Menschen für Politik interessieren Alle aktuellen Themen aus Ronnenberg unter haz.de/ronnenberg. Von Uwe Kranz

Ronnenberg - Jugendbürgermeister schnuppert in die Landespolitik hinein