Seelze: Heimatmuseum stellt historische Wimpel von Radfahrvereinen aus

„In Tat und Wort treu unserem Sport“: So steht es auf dem Wimpel eingestickt, der ab sofort im Heimatmuseum im Alten Krug an die Zeit der Seelzer Radfahrervereine erinnert. Die drei Stoffwimpel, die Dötebergs Ortsvorsteher Robert Kreimeyer an Knut Werner vom Heimatmuseum übergeben hat, stammen vom Radfahrerverein Ewigkeit, der 1906 in Döteberg gegründet wurde. Wie die eingestickte Zahl darauf verrät, war die Fahnenweihe im Jahr 1925. „Ich habe die Fahne aus dem Nachlass der Familie Röhrbein bekommen und dachte, im Heimatmuseum ist sie gut aufgehoben“, sagt Kreimeyer. „Wir haben schon einige Vereinsfahnen, aber noch keine von einem Radfahrerverein“, sagt Werner, der sicher ist, einen angemessenen Platz für die drei neuen Ausstellungsstücke zu finden. Auch eine Ausstellung mit diesem Thema sei nicht ausgeschlossen, sagt Stadtarchivar Norbert Saul. Wann der Radfahrerverein in Döteberg sich aufgelöst hat, ist unklar. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass er dem Vereinsverbot der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen ist. „Die Vereinsmitglieder stammten aus dem Arbeitermilieu“, sagt Saul. Die Nähe der Arbeiter zu sozialdemokratischen Parteien und Gewerkschaften sei den Nazis ein Dorn im Auge gewesen. Die Spuren der Radfahrervereine verlieren sich in den Dreißigerjahren. Zwölf Vereine in Seelze: In Seelze hat es nach Recherche von Archivar Saul insgesamt zwölf Radfahrervereine gegeben. Einen in jedem Ortsteil, in Letter sogar zwei. „In Letter wurden sogar bis in die Siebzigerjahre hinein noch Radrennen auf der Straße gefahren, auch wenn es die Vereine schon nicht mehr gab“, sagt Saul. Radrennen seien eine wichtige Aktivität der Vereine gewesen. „Ich erinnere mich noch an einen Wettbewerb von Kirchwehren nach Döteberg, bei dem durch den Wald über die Bierbrücke gefahren werden musste“, sagt Kreimeyer. Anders als bei den herkömmlichen Rennen sei es dabei jedoch nicht um Schnelligkeit gegangen – sondern um das Gegenteil: „Gewonnen hat derjenige, der am längsten für die Strecke gebraucht hat.“ Männer üben sich im Kunstradfahren: Eine weitere beliebte Aktivität in den Vereinen sei das Kunstradfahren gewesen, erklärt Saul. Die Fahrräder – rein äußerlich kaum von einem normalen Fahrrad zu unterscheiden – hätten keinen Rücktritt gehabt, sodass damit sowohl vorwärts als auch rückwärts gefahren werden konnte. Beliebt sei auch das Corso-Fahren gewesen, bei dem die Radfahrer andere Gruppen eskortierten. Dazu wurden die Fahrräder mit entsprechenden Girlanden geschmückt, die Radler zogen zur dunklen Hose ein weißes Hemd und Fliege an. Heute erinnert kaum noch etwas an das ehemals beliebte Vereinsleben. Im Vereinsregister der Stadt findet sich noch der Lohnder Verein Freie Bahn von 1907, über dessen Aktivitäten jedoch nichts bekannt ist. Mehr zum Thema: Heimatmuseum zeigt Ausstellung über historische Alltagstechnik Schulausstellung im Heimatmuseum endet mit Erzählcafé Region fördert Heimatmuseum mit 52 500 Euro Von Sandra Remmer

Seelze - Historische Wimpel im Heimatmuseum erinnern an Radfahrervereine