Sehnde: So entsteht ein Bier: Gutshof Rethmar zeigt Schaubrauen

Mit gebremstem Schaum ist der Gutshof Rethmar in die Veranstaltungssaison im Sommer 2020 gestartet. Ein Schaubrauen der hauseigenen Brauerei „Das Freie“ war am Freitagnachmittag die erste öffentliche Veranstaltung nach dem Corona-Lockdown. Fabian Klüche und Yun Sol Choi hatten an der Außentheke auf dem Hof vor dem Biergarten einen Kessel aufgebaut, in dem die Maische für ein Pale Ale zur Würze heranreifte. Ein halbes Dutzend Besucher wollte den beiden dabei zuschauen. „Ich hatte jetzt nicht mit einem Ansturm gerechnet“, sagte Klüche. Auf ein paar mehr Besucher hatte er aber doch gehofft. Immerhin waren die wenigen Gäste verhältnismäßig weit gereist, um sich über die Gutshofbrauerei zu informieren. Frank Müller war aus Garbsen nach Rethmar gekommen, und Sylvia und Bernd Stolper hatten sich aus Kirchhorst aufgemacht. Wie entsteht ein Bier? Müller interessierte vor allem der Prozess, bei dem Bier entsteht. „Das kennt man ja nicht so.“ An sich sei er kein großer Biertrinker, gestand er. Es komme auf den Geschmack an. Deswegen seien für ihn die seit einigen Jahren in Mode gekommenen Craft-Biere sehr interessant. Von den herkömmlichen Supermarktbieren ist auch Bernd Stolper nicht überzeugt: „Das ist doch alles ein Einheitsbrei.“ Er sei immer dafür zu haben, neue Sorten und neue Geschmacksrichtungen kennenzulernen. „Und wenn es mir schmeckt, nehme ich bei einer Besichtigung auch gern etwas mit.“ Keine Angst vor Corona: Angst vor der Corona-Situation hatten die beiden Kirchhorster nicht. Es gebe die Abstandsregeln, und während des Schaubrauens war es die Regel, dass Mund-Nasen-Schutz getragen wurde. „Das geht ja jetzt schon seit Monaten so“, sagte Sylvia Stolper. „Das ist schon in Fleisch und Blut übergegangen.“ Nicht ganz so weit hatte es Heinz Köneke. Der Lehrter war im März bei der Eröffnung der Sonderausstellung des benachbarten Regional-Museums, in der es um die Geschichte lokaler Biere gehe. Dort wurde auch das Broyhan-Bier angesprochen, das die Gutshofbrauerei neu aufgelegt hat. Dabei handelt es sich um ein hannoversches Bier aus dem 16. Jahrhundert, das lange in der Versenkung verschwunden war. Die Brauerei um Sommelier Christoph Digwa hat es vor zwei Jahren wiederentdeckt. „Darauf war ich neugierig“, sagte Köneke. Die Sorte Casa Lager, die er während des Schaubrauens probiert hatte, sei seinem Geschmack sehr entgegen gekommen, sagte der passionierte Pilstrinker. Das Broyhan allerdings überzeugte ihn weniger. „Man kann es trinken“, war seine eher lauwarme Reaktion. Lesen Sie auch: Regionalmuseum zeigt Geschichte lokaler Biere Schaubrauen ist Auftakt zu öffentlichen Veranstaltungen: Das Schaubrauen war der Auftakt zu einer kleinen Reihe von Veranstaltungen, die den Gutshof nach den Corona-Lockerungen wieder beleben soll. „Nachdem wir wieder öffnen durften, kamen gleich viele Stammgäste“, erklärte Klüche. Andere hätten sich eher zurückgehalten. „Es kommt auch immer auf das Wetter an.“ Der Verkauf der Biere im Supermarkt sei zwar geblieben. „Aber wir verstehen uns schon eher als Hofbrauerei für den Gutshof.“ Deswegen habe der Lockdown natürlich geschadet. Am Freitag, 26. Juni, steht bereits die nächste Veranstaltung auf dem Programm. Dann kommt Michael Thürnau vom NDR auf den Gutshof, um mit den Gästen dort Bingo zu spielen. Seine lockeren Sprüche werden dabei natürlich auch zu hören sein. Die Spielregeln erklärt Thürnau vor Ort, Teilnehmer sollten sich aber einen Stift zum Ankreuzen mitbringen. Einlass ist um 17 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro. Von Michael Schütz