Polizei: Zahl der Straftaten in Wunstorf sinkt weiter

Die Kriminalermittler im Polizeikommissariat Wunstorf haben fast durchweg positive Trends aus dem Jahr 2019 zu melden: Sinkende Fallzahlen, konstante Aufklärungsquote, Wohnungseinbrüche auf Rekordtief. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Kriminalstatistik hervor. 2608 kriminelle Delikte kamen 2016 in Wunstorf zu den Akten. Seitdem sinken die Zahlen. 2019 waren es noch 2317. „Das entspricht dem allgemeinen Trend“, schreibt Thorsten Bösert, Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes in Wunstorf. Die Aufklärungsquote seiner Ermittler liegt fast konstant bei 65 Prozent. Videobeweis ist keine Garantie: Diebstahl, Straßenkriminaliät und Sachbeschädigungen – das sind die drei großen Kategorien in der polizeilichen Statistik. Im Feld der Diebstähle bereiten den Ermittlern Ladendiebe mehr Kopfzerbrechen als in den Vorjahren. Die Zahl hat sich zwischen Anfang 2016 (186 Fälle) und Ende 2019 (92) zwar halbiert, weil Firmen mehr eigenes Personal und auch nicht gerade weniger Detektive einsetzen. Aber die Aufklärung wird in einigen Fällen schwieriger: Wird ein Dieb auf frischer Tat ertappt, kommt die Polizei, nimmt die Personalien auf und zeigt den Erwischten an. Diebstähle, die von einer Videokamera aufgezeichnet worden sind, müssen nachträglich ausgewertet werden. „Die Technisierung verursacht bei der Polizei einen erheblich höheren Aufwand, weil die Verdächtigen erst identifiziert und ermittelt werden müssen“, schreibt Bösert. Und: Ein Videobeweis ist noch längst keine Garantie für ein erfolgreiches Strafverfahren. Wohnungseinbruch: Bevölkerung schützt sich besser: Überaus positiv ist der Trend bei den Einbruchsdiebstählen in Wohnungen: 138 Fälle wurden 2016 registriert, 38 waren es 2019. „Seit der schlagartigen Aufwärtsentwicklung vor vier Jahren sind die Fallzahlen aktuell auf dem tiefsten Stand“, schreibt Bösert und verbucht diesen Erfolg auch als Ergebnis intensiver Polizeiarbeit. Mehr Aufklärung und Unterstützung für Mieter und Eigentümer, zusätzlich waren in der Region Sonderkommissionen ausschließlich mit Einbruchserien beschäftigt. „Das zeigt Wirkung“, meint Bösert und lobt die wachsende Bereitschaft der Bevölkerung, in Sicherheitstechnik zu investieren. Die Wirkung lese die Polizei an den hohen Zahlen der Einbruchsversuche ab. Potenzielle Einbrecher sind also trotz sinkender Zahlen weiter unterwegs, sie kommen nur nicht mehr so einfach in die Häuser. Autodiebstahl: Brennpunkt liegt am Bahnhof: Zu begehrten Objekten spezialisierter Diebe zählen Autos und die hochwertigen Ausstattungen wie Airbags und fest eingebaute Bordcomputer. Beim Diebstahl von Autos gewinnt die sogenannte Keyless-Technik zunehmend an Bedeutung – das ist das Öffnen der Fahrzeuge und Abschalten der Diebstahlsicherungen über die Fernbedienung ohne Schlüssel. Die Funksignale sind mit relativ einfach zu bauender Technik abzufangen und auszulesen. „Ein Brennpunkt sind die Großparkplätze am Bahnhof“, schreibt Bösert. „Wir entwickeln dagegen in Zusammenarbeit mit der Stadt Wunstorf geeignete Konzepte.“ 2019 wurden in Wunstorf 16 Autos als gestohlen gemeldet, im Jahr davor waren es 28. Die Aggressivität steigt: In der Kategorie Straßenkriminalität hat die Polizei einen neuen Trend entdeckt. Die Zahl der angezeigten Fälle ist zwar seit 2016 (616) auf 450 gesunken. Aber bei Körperverletzungen sind es 54 Fälle mehr. Wird auf Wunstorfs Straßen also mehr geprügelt? Ja, sagt die Polizei. Aber die Aufklärungsquote von 93,75% zeige der Polizei, dass sich Gewalttaten mehr zwischen untereinander bekannten Menschen abspielen, nicht gegenüber Passanten. Die Bereitschaft, einen Streit mit Worten zu lösen, nehme ab. Stattdessen ließen Kontrahenten öfter Fäuste und Muskeln sprechen. Der Anstieg der Fallzahl sei kein Indiz für eine höhere Gefahr in der Öffentlichkeit, schreibt Bösert. Bei den sexuell motivierten Taten auf offener Straße verzeichnet die Polizei seit 2016 ein Plus von 30 Fällen, bei Drogendelikten ist die Zahl um 103 gestiegen. Bösert hat keine belegbare Erklärung für diese Entwicklungen. Auf dem Feld der Drogenkriminalität habe die Polizei in Zeit und Personal investiert. Darum kommen mehr Fälle zur Anzeige. „Aber insgesamt ist die Drogenszene in Wunstorf die übliche im Speckgürtel einer Großstadt“, sagt Bösert. Aus den Zahlen sei nicht zu schließen, dass die Drogenkriminalität in Wunstorf zunimmt. Onlinehändler vorher überprüfen: Sorge machen der Polizei die Betrügereien, speziell im Internet. Die Zahl ist gegenüber 2018 (483) wieder gestiegen auf 503. Das sei ein sehr hohes Niveau, schreibt Bösert und appelliert an die Eigenverantwortung der Online-Käufer. Denn die Mehrzahl der Fälle sei im Onlinehandel und bei Internetauktionen angesiedelt. Viele Käufer verfolgten verständlicherweise das Ziel, einen Handel zum bestmöglichen Preis abzuschließen. „Dabei lassen leider aber viele die Gefahr eines Betruges außer Acht“, schreibt Bösert. Dringende Bitte der Ermittler: Machen Sie sich schlau über Ihren Handelspartner. Ist der Verkäufer seriös? Liefert er? Gibt es Meinungen und Warnungen über den Händler im Internet? Betrogene Käufer fingen mit solchen Recherchen oft erst an, wenn erste Zweifel auftreten und das Geld längst überwiesen ist. „Recherchen vor Vertragsabschluss könnten so manch einen vor einer bösen Überraschung schützen“, schreibt Bösert – nicht ohne zu verschweigen, dass solche Recherchen auch den Druck von den Ermittlern nehmen. Jeder verhinderte Betrug entlastet. Das ist wie bei den Wohnungseinbrüchen: Je besser die Sicherheitsvorkehrungen, desto geringer der Erfolg der Kriminellen. Lesen Sie auch: Polizei Garbsen: Weniger Einbrüche, mehr Drogen Polizei Neustadt meldet immer mehr Betrugsfälle 27-Jähriger am Bahnhof niedergestochen Aktuelle Polizeimeldungen aus Wunstorf finden Sie hier Von Markus Holz

Wunstorf - Kriminalstatistik: Die Aggressivität nimmt zu