Wennigsen: Gibt Wennigsen knapp eine halbe Millionen Euro für Jugendschutz aus?

Wird Wennigsen Vorreiter in Sachen Jugendschutz? Der Sozialausschuss hat dem Antrag zugestimmt, dass die Gemeinde dem Programm „Community that cares“ –kurz CTC – beitritt. Das Konzept soll ermöglichen, dass sich die Gemeinde besser um Jugendliche und Kinder kümmern und diese besser schützen kann. Doch das hat seinen Preis: In den ersten zwei Jahren kostet das Projekt die Gemeinde trotz Förderung rund 80.500 Euro. Sollte Wennigsen die empfohlenen zehn bis 15 Jahre mitmachen, würden sich die Gesamtkosten auf insgesamt etwa 480.000 Euro belaufen. Freiwillige Leistung trotz „desolater Haushaltslage“? Und genau das sorgte auch für Kritik im Sozialausschuss. Hans Jürgen Herr (FDP) wies auf die „völlig desolate Haushaltslage“ der Gemeinde hin und sprach sich gegen die Teilnahme an CTC aus. Denn die Fehlbeträge beziehungsweise Altfehlbeträge sind in Wennigsen so hoch, dass ein Haushaltsausgleich auch weiterhin nicht erreicht werden kann. „Mit dem Konzept könnten wir zum ersten Mal erfahren, was die Jugend braucht“, argumentierte dagegen Jugendbürgermeister Ole Hagen. CTC würde ermöglichen, dass gezielt Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden, die in Wennigsen nötig sind, betonte Barbara Krüger, die den Antrag gemeinsam mit Jonas Farwig und Ursula Veit –alle im Präventionsrat der Gemeinde – gestellt hatte. Farwig ergänzte, dass sich auch die Jugendpflege sowie die Schulen für die Teilnahme an CTC ausgesprochen haben. Probleme bekämpfen bevor sie entstehen: Vom CTC-Ansatz sollen alle Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde profitieren. Das Programm unterstützt kommunale Akteure dabei, eine Strategie zur Verringerung von verschiedenen Verhaltensproblemen bei Jugendlichen zu entwickeln. Das funktioniert unter anderem, indem beispielsweise soziale und emotionale Kompetenzen gefördert werden, Mobbingprävention an Schulen angeboten wird oder aber genügend strukturierte Freizeitangebote vorhanden sind. Das Konzept von CTC: Durch Umfragen und Expertenbefragungen werden die entscheidenden Risikofaktoren von Jugendlichen in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde ermittelt. Anschließend können Präventionsprojekte ausgesucht werden, die zum einen zu genau diesen Risikofaktoren passen und deren Wirksamkeit zum anderen wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Der Landespräventionsrat Niedersachsen berät und unterstützt Kommunen in Niedersachsen bei der Umsetzung des Programms. Zu Verfügung gestellt werden nicht nur Materialien, der Prozess wird begleitet, es werden Schulungen angeboten und auch finanziell beraten. Ausschuss stimmt Antrag zu: Die Kritik an den Kosten könne er verstehen, sagte einer der Antragsteller Jonas Farwig. „Wir leisten uns nicht viele freiwillige Leistungen in Wennigsen. Jeder muss für sich überlegen, ob es ihm das wert ist“, sagte er. Und das war es dem Großteil der Anwesenden, denn am Ende hat die Mehrheit dafür gestimmt, dass die Gemeinde eine „Community that cares“ wird. Die endgültige Entscheidung allerdings liegt beim Rat. Von Lisa Malecha