Mehrere Filialen öffneten möglicherweise trotz dieser Anweisung aus der Chefetage. Etliche der rund 120 Beschäftigten wollten zur Arbeit erscheinen, weil die Mail nicht von Manuel P. stammte. Nur der könne als im Handelsregister eingetragener Geschäftsführer Entscheidungen dieser Tragweite treffen. Zudem müssten Freistellungen schriftlich jedem Einzelnen zugestellt werden. Durch ihr Erscheinen wollten die Mitarbeiter sich arbeitsrechtlich absichern, „hier weiß niemand, was morgen passiert“.
P. hatte die Öko-Bäckerei erst im April von Manfred Dust, 68, gekauft, und hat sie nun an einen englischen Investor veräußert. Dust, hannoverscher Naturkost-Pionier, führt weiterhin einen Bioladen und erfuhr Mittwoch, dass Doppelkorn ihm von Donnerstag an keine Waren mehr liefern werde. Alte Bekannte informierten ihn. „Das ist eine Ungeheuerlichkeit“, sagte Dust, dem es aber noch gelang, für Ersatz zu sorgen. Den neuen Chef erreiche er seit vier Wochen nicht, in der Zentrale sei niemand zu sprechen. Auch für Doppelkorn-Mitarbeiter ist der 34-jährige seit einiger Zeit abgetaucht. Der letzte Hinweis stammt vom 24. Juli: P. schied als Geschäftsführer der Black Enterprise Invest aus, die mit Lizenzen handelt.
Dust berichtete Mittwoch, dass P. im Zuge des Verkaufes eine Bürgschaft übernehmen wollte, „57.000 Euro“. Das habe er bis heute nicht getan. Ein Anwalt ist beauftragt, die Vereinbarung durchzusetzen. Dust hofft nun, dass er die Raten aus dem „Doppelkorn-Verkauf“ bekommt, vertragsgemäß sei bisher ein Viertel bezahlt. Dust vermutet: „Er war überfordert und hat Hals über Kopf hingeschmissen.“ Zudem sollen Lieferanten Waren aus der Bäckerei abgeholt haben, nachdem sich Doppelkorn getätigte Überweisungen zurückholte. Dabei soll es wohl um 150.000 Euro gehen. Betroffen ist auch das Gut Rosenkrantz. Geschäftsführer Ernst-Friedemann von Münchhausen sagte, er erreiche niemanden bei Doppelkorn. „Das sieht nach einem betrügerischen Bankrott aus.“