Hannover-Anderten: Pro School unterstützt Schüler mit Autismus

„Schule kann frustrierend sein“, sagt Josefine Hartmann, Leiterin der Autismus-Ambulanz von Pro School – professionelle Kinder- und Jugendhilfe aus einer Hand aus Hannover. Der Standort in Anderten fördert Kinder mit Autismus oder Lernschwächen wie Legasthenie und Dyskalkulie. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen hilft Hartmann Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung des Alltags. Angefangen habe alles mit der Schulbegleitung, sagt Geschäftsführerin Susanne Busse. Zusammen mit ihrem Mann hat sie Pro School 2014 gegründet und bietet seitdem Schulbegleitungen für Kinder und Jugendliche mit Lernschwächen an. Dass die Nachfrage nach einer Autismusförderung groß ist, sei ihnen schnell aufgefallen, und so entwickelten sie sich Stück für Stück weiter. Im vergangenen Jahr baute Busse mit ihrem Team schließlich das Haus in Anderten an der Lehrter Straße aus. Zusammenarbeit ist ein wichtiger Bestandteil: Das Licht, die Einrichtung – alles ist auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt. Etwa 50 Kinder und Jugendliche besuchen die Autismus-Ambulanz regelmäßig. Die Schulbetreuung nehmen aktuell rund 200 Schülerinnen und Schüler aus Hannover und der Region wahr. Oftmals stelle sich erst im Laufe der Betreuung heraus, dass die Jugendlichen an einer Form von Autismus leiden, sagt Busse. Die Kommunikation ist für Kinder und Jugendliche mit Autismus die größte Herausforderung. Oftmals seien deswegen auch Ausgrenzungen im Klassenverband ein Problem. Die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulbegleiterinnen und -begleitern bildet einen wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit, erklärt Hartmann. Da Autismus eine unheilbare Entwicklungsstörung ist, sei es Ziel der Förderung, die Kinder zu bestärken. „Wir versuchen, Hemmschwellen abzubauen“: „Wir versuchen, Hemmschwellen abzubauen und Vertrauen zu schaffen“, erklärt Hartmann. Viele Kinder und Jugendliche haben ein Interesse, auf das sie sich besonders fokussieren. In der Förderung lernen sie schrittweise, wie sie einen Mittelweg finden, andere an ihrer Begeisterung teilhaben zu lassen und gleichzeitig auch ihrem Gegenüber Interesse signalisieren zu können. „Schon die Frage ,Wie war dein Tag?‘ kann für jemanden mit Autismus schwierig zu beantworten sein“, sagt Busse. Oftmals verstünden Kinder und Jugendliche nicht, warum sich Menschen beispielsweise für etwas Vergangenes interessieren oder für etwas, was noch gar nicht eingetreten ist. In der Förderung lernen die Kinder den Umgang mit solchen Alltagsfragen. „Statt abzustempeln lohnt es sich nachzufragen“: Freunde für die Schülerinnen und Schüler könne sie keine finden, aber Hartmann kann über Small-Talk-Übungen und Rollenspiele erklären, wie Freundschaften entstehen, sagt sie. Sie erlebe, wie komplex und interessant die Gedankengänge der Kinder bei vermeintlich einfachen Alltagsfragen sind. „Statt Abstempeln lohnt sich das Nachfragen, wie diese Gedanken zustande kommen“, sagt sie. Neben klassischer Förderung auch tiergestützte Pädagogik: Inzwischen bietet Pro School auch tiergestützte Pädagogik an. Neben einem Therapiepferd und einen Therapiehund besitzt Busse ein Naturgrundstück, auf dem Schweine und Hühner leben. Die wertfreien Interaktionen mit den Tieren sei sowohl für die Kinder und Jugendlichen als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr bestärkend und schaffen Vertrauen, erklärt die Geschäftsführerin. Die Hilfe durch Pro School wird über das Jugendamt oder Sozialamt finanziert. Sollten Eltern die Vermutung haben, ihr Kind könnte eine Autismus-Spektrum-Störung haben, können sie sich zwar in einem Vorgespräch bei Pro School beraten lassen, allerdings muss die Vermutung über ein Gutachten bestätigt werden. Dazu sei es wichtig, sich erst mal an den Kinderarzt oder die -ärztin sowie einen Psychologen zu wenden, erklärt Busse. Von Leona Passgang