Hannover: Bargeld-Nachfrage schrumpft seit Corona stark

Die Corona-Krise treibt die Umstellung auf bargeldloses Zahlen kräftig voran. Fast überall wird inzwischen empfohlen, statt Münz- und Scheingeld aus Hygienegründen besser mit Karten zu bezahlen. Wie sehr sich die Menschen daran halten, lässt sich anhand der Nachfrage des größten Geldautomatenbetreibers der Region messen. An den SB-Automaten der Sparkasse Hannover hoben in den Monaten März und April 2020 nur noch 1,98 Millionen Menschen Bargeld ab. Zum Vergleich: In den Vergleichsmonaten der beiden Vorgängerjahre waren es regelmäßig mehr als 3 Millionen Transaktionen. Hannoveraner zahlen immer öfter mit Karte: Sparkassensprecher Stefan Becker hat die Auswertung für die HAZ abgefragt – und findet den Rückgang um rund ein Drittel innerhalb eines Jahres „bemerkenswert“. Regionale Händler bestätigen den Trend. Bei Rossmann etwa heißt es, dass die Zahl der bargeldlosen Zahlvorgänge seit März um 10 Prozent zugenommen habe. Bei der Bäckerei Göing ist der Trend noch stärker. „Unsere Filialen sind Ende September 2019 mit der Kartenzahlung gestartet und machen durchschnittlich etwa 12 Prozent des Tagesumsatzes damit“, sagt Sprecherin Claudia Gäbel. Und: „Nach dem Shutdown Mitte März haben sich die Kartenzahlungen inklusive Apple- und Google-Pay auf etwa 40 Prozent erhöht.“ In Deutschland existieren starke Vorbehalte gegenüber bargeldlosem Zahlungsverkehr, weil sich bei den meisten Systemen genau nachvollziehen lässt, wo man wie viel Geld für welchen Zweck ausgegeben hat. In den USA und auch bei etlichen europäischen Nachbarn ist das Bezahlen mit Karte dagegen längst weiter verbreitet. In Dänemark etwa wird sogar auf Flohmärkten meist bargeldlos bezahlt, weil die Skandinavier eine einfache Technik auch für private Transaktionen entwickelt haben. Corona-Shutdown bremst Anstieg der Kartenzahlungen: Aber auch in Deutschland nimmt der bargeldlose Zahlungsverkehr seit Jahren beständig zu. Hannovers Sparkasse etwa registrierte in den Monaten März und April des Jahres 2018 mehr als 4,6 Millionen Vorgänge mit Kartenzahlung, 2019 waren es in diesen Monaten schon 5,9 Millionen und 2020 dann bereits fast 6,8 Millionen. Der Anstieg von 2018 auf 2019 ist prozentual höher. Allerdings waren im März/April 2020 viele Geschäfte geschlossen, sodass es im Alltag auch weniger Möglichkeiten zum Kartenzahlen gab. Immer weniger Nachfrage nach Bargeld: Parallel zum Anstieg der Nutzung elektronischer Zahlsysteme sinkt auch die Nachfrage nach Bargeld bei den Banken. Waren es bei der Sparkasse in Hannover im März/April 2018 noch 168.823 Ein- und Auszahlvorgänge an den Kassen, so schrumpfte die Zahl im Folgejahr auf 109.890 und lag im März/April 2020 nur noch bei 56.860. Kritiker könnten anmerken, das liege auch an der zurückgehenden Zahl der Filialen. Die Banken argumentieren andersherum: Weil Kunden immer häufiger Online-Banking und elektronisches Bezahlen tätigen, kommen sie ohnehin seltener in Filialen – auch um Bargeld abzuheben. Für Unternehmen sind bargeldlose Zahlsysteme nicht nur sicherer, weil sie ihre Einnahmen nicht täglich in Scheinen und Münzen zur Bank bringen müssen. Die Firmen ersparen sich zudem eine komplizierte Logistik mit Wechselgeldvorräten. Jeder Kunde kennt die Frage beim Bäcker: „Haben Sie es vielleicht auch kleiner?“ Diese Frage gibt es nun auch in Hannover immer seltener. Lesen Sie auch: Studie: Deutsche zahlen am liebsten mit Bargeld Ist das Bezahlen mit Bargeld an der Kasse immer langsamer? Das muss nicht sein Bye-bye Bargeld? So sind die Trends bei Bezahlen Von Conrad von Meding

Corona-Pandemie - Nachfrage nach Bargeld schrumpft in Hannover stark