Hauptbahnhof Hannover: Rund vier Promille: Schwangere gleich zweimal von der Polizei aufgegriffen

Die Bundespolizei hat am Wochenende und in der Nacht zu Dienstag zweimal eine schwangere Obdachlose im Hauptbahnhof Hannover aufgegriffen. Beide Male stellten die Beamten bei der 24-Jährigen einen Alkoholwert von rund 4 Promille fest. Am Sonntag musste die junge Frau die Nacht im Krankenhaus verbringen – doch schon in der darauffolgenden Nacht war sie zurück im Hauptbahnhof, wo sie betrunken beim Diebstahl erwischt wurde. Alkoholtest ergibt 4,23 Promille: Am Sonntagabend bekamen die Bundespolizisten von Passanten einen Hinweis auf die 24-Jährige aus der Trinkerszene. „Die Frau war trotz deutlich erkennbarer Schwangerschaft stark alkoholisiert“, sagte Polizeisprecher Martin Ackert. Der Atemalkoholtest ergab einen Wert von 4,23 Promille, eine ärztliche Kontrolle lehnte die junge Frau allerdings rigoros ab. „Daraufhin nahmen die Beamten sie in Schutzgewahrsam“, sagte Ackert. Nach Rücksprache mit einem Arzt und der Feuerwehr forderte die Bundespolizei einen Rettungswagen an, der die 24-Jährige unter Polizeibegleitung zur zwangsweisen Untersuchung in die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) brachte. Danach endete der Polizeieinsatz – zunächst. Betrunkene Schwangere bei Diebstahl erwischt: Doch bereits in der Nacht zu Dienstag bekamen es die Beamten erneut mit der 24-Jährigen zu tun. „Ein Ladendetektiv erwischte die schwangere Frau im Hauptbahnhof beim Diebstahl“, sagte Ackert. Erneut stellten die Beamten fest, dass die Obdachlose volltrunken war. Diesmal ergab der Alkoholtest einen Wert von 3,91 Promille. „Die Beamten waren entsetzt“, sagte Ackert. Erneut riefen die Bundespolizisten einen Rettungswagen für die Schwangere. Außerdem wird wegen Diebstahls gegen die junge Frau ermittelt. Beamte können das Kind nicht schützen: Das ungeborene Kind konnten die Beamten allerdings nicht dauerhaft schützen – in diesem Fall scheinen ihnen die Hände gebunden. „Die Kollegen haben die Lage schon sehr großzügig ausgelegt“, sagte Polizeisprecher Ackert der HAZ. Mit dem Schutzgewahrsam und dem Transport in die MHH hätten die Beamten „das einzig Mögliche“ getan. Die Entfaltung der Persönlichkeit, unter die sogar ein Vollrausch während der Schwangerschaft falle, sei rechtlich ein sehr hohes Gut. Schwangere lehnt angebotene Hilfe ab: Nicht einmal Körperverletzung könne der 24-Jährigen vorgeworfen werden. Wenn werdende Mütter Alkohol trinken, kann dies beim Kind zu lebenslangen motorischen und mentalen Schäden führen. „Das wirft die schwere Frage auf, ab wann ein Fötus über Rechte verfügt“, sagte Ackert. Gleichermaßen könne die Obdachlose nicht bis zur Entbindung eingesperrt werden, um sie vom Alkohol fernzuhalten. Einzig und allein Entziehungskuren könnten helfen, weiteren Schaden vom Baby abzuwenden. Allerdings müsse der Impuls dazu von der 24-Jährigen selbst ausgehen. Dass es so weit kommt, scheint wenig wahrscheinlich: Auch beim zweiten Einsatz lehnte sie jede Hilfe ab. Die aktuellsten Polizeinachrichten aus Hannover lesen Sie hier in unserem Ticker. Von Peer Hellerling

Hauptbahnhof Hannover - Polizei findet Schwangere mit 4 Promille: Warum der Staat ungeborene Kinder kaum schützen kann