Kommentar: Machtspiel im Rathaus beschädigt alle

Der Scherbenhaufen könnte kaum größer sein. Die Suche nach einem neuen Baudezernenten, einer der wichtigsten Posten im Rathaus, ist krachend gescheitert. SPD-Kandidat Christian Mews, Kreisbaurat in Peine, hat seine Kandidatur auf Drängen von Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) zurückgezogen. Das ist schlecht für die hannoversche SPD, die einen schweren Dämpfer hinnehmen muss. Und es ist schlecht für Mews, für den es jetzt in Peine nicht leichter wird. OB Onay dagegen hat in seiner noch jungen Amtszeit einen Pflock eingeschlagen und den Machtkampf für sich entschieden. Aber auch er hat Blessuren davon getragen. Lesen Sie auch: So lief der Poker im SPD-Kandidat Mews Kardinalfehler der SPD-Strategen: Die SPD hatte ihren Kandidaten bereits als neuen Baudezernenten inszeniert, bevor das Bewerbungsgespräch mit Onay stattgefunden hat. Ein Kardinalfehler in der Kommunikation. Kein Wunder, dass der neue OB nicht begeistert war. Aber reicht das aus, um einen qualifizierten Bewerber abzulehnen? Natürlich nicht. Es muss andere Gründe geben, und die liegen offenbar im Atmosphärischen. Wie es scheint, hat Onay kein Vertrauen in die Person und womöglich auch in die stadtgestalterischen Fähigkeiten des Peiner Kreisbaurats. Und es ist das gute Recht des OB, ihn dann abzulehnen. Die SPD muss erkennen, dass sie nicht mehr an der Spitze des Rathauses steht und ihr Wort nicht Gesetz ist. Onay hat die SPD eiskalt abtropfen lassen, und im internen Machtkampf war das vermutlich sogar nötig. Verzögerungen um Monate: Doch der Preis dafür ist hoch. Die Besetzung der drei ausgeschriebenen Dezernentenstellen verzögert sich jetzt um Monate – das kann sich die Stadtverwaltung nicht leisten. Die Dezernentinnen Rita Maria Rzyski und Konstanze Beckedorf müssen seit Jahren doppelte Arbeit leisten. Sie tun das mit Bravour, doch dass es bei der Verwaltungsarbeit an vielen Stellen hakt bekommen die Hannoveranerinnen und Hannoveraner seit langer Zeit zu spüren. Das müsste sich eigentlich schnell ändern. Nun wird es wohl noch ein bisschen dauern. Von Andreas Schinkel