Moorgest: Moorrenaturierung in Region Hannover stockt

Land Niedersachsen und Region Hannover verfolgen ein ehrgeiziges Naturschutzziel. Sie wollen vier unter anderem durch Torfabbau geschundene benachbarte Hochmoore wiedervernässen und sie so in ihren ursprünglichen Zustand versetzen: das Bissendorfer, das Otternhagener, das Schwarze und das Helstorfer Moor auf dem Gebiet der Städte Langenhagen, Garbsen und Neustadt sowie der Gemeinde Wedemark. Die Pläne gibt es schon länger – doch sie kommen nicht voran, weil Grundstückseigentümer benötigte Flächen nicht herausrücken. Jetzt droht das Land mit Enteignungen. „Das ist überfällig“, sagt Christian Meyer, stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen. Vier Jahre hinter dem Zeitplan: Meyer und seine Kollegin Imke Byl haben eine Anfrage an das Umweltministerium gestellt und wollten wissen, wie es um die Moorgeest steht. Ergebnis: Alles andere als gut. Das 2012 begonnene Projekt soll nun insgesamt bis 2027 dauern und hinkt damit dem ursprünglichen Zeitplan um mindestens vier Jahre hinterher – „sofern nicht unvorhersehbare Ereignisse eintreten“, wie das Umweltministerium schreibt. Das treibt die veranschlagten Kosten in Gesamthöhe von 14,5 Millionen Euro und hat die Europäische Union auf den Plan gerufen, die das Renaturierungsprojekt zu 59 Prozent fördert. Intakte Moore wirken als Kohlendioxid-Speicher und dienen damit dem Klimaschutz. „In einem Schreiben hat die EU ihre Besorgnis über die Verzögerungen ausgedrückt“, erklärt das Land, ist aber optimistisch, dass Brüssel die Verlängerung genehmigt. Wenn nicht, müssen die Pläne begraben werden. Lesen Sie auch: Moore in der Region Hannover brauchen Regen und Renaturierung 900 Eigentümer besitzen Flächen: Die vier Moore bedecken rund 2240 Hektar Fläche und sind damit größer als die Stadt Hannover. Um sie wieder unter Wasser zu setzen, müssen Gräben zurückgebaut und Wälle aufgeschüttet werden. Das geht aber nur, wenn das Land über die Grundstücke verfügen kann – entweder durch Kauf, Tausch oder über Gestattungsverträge. Dazu muss es sich mit rund 900 Eigentümern einigen – vor allem mit denen, die sogenannte Schlüsselflächen besitzen. Dabei hat das Land bisher auf Freiwilligkeit gesetzt, was aber nicht zum gewünschten Erfolg führte. Im Bissendorfer Moor etwa verweigern sich laut Land 40 Eigentümer. Im Schwarzen Moor, wo die Flurbereinigung am weitesten fortgeschritten ist, haben Flächenbesitzer gegen das Zuschütten von Gräben geklagt. Bisher stehen insgesamt 80 Prozent der Moorflächen für das Projekt zur Verfügung. „Einzelne Flächenbesitzer dürfen das Projekt nicht torpedieren. Umweltminister Olaf Lies muss das Projekt zur Chefsache machen“, fordert Meyer. Ulrich Schmersow, umweltpolitischer Sprecher der grünen Regionsfraktion, spricht sich dafür aus, mehr Personal für die Flurbereinigung einzusetzen und Planungsbüros hinzuziehen, damit es schneller geht. Möglicherweise kann man bald etwas sehen. Für das Schwarze Moor werden demnächst Arbeiten ausgeschrieben. Ein Baubeginn im September erscheint laut Umweltministerium möglich. Von Bernd Haase