Neue Irritationen um Astrazeneca: Wie geht es weiter mit den Impfungen in Hannover?

Die Irritationen rund um den Corona-Impfstoff von Astrazeneca reißen nicht ab. Seit Dienstagabend empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) den Wirkstoff des schwedisch-britischen Pharmaunternehmens nur noch für Menschen im Alter von über 60 Jahren. Hintergrund sei das Auftreten „seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen“ beim Impfstoff von Astrazeneca. Was bedeutet das für die Impfungen gegen das Coronavirus in Hannover? Der Klinikbetreiber Diakovere will zeitnah am Mittwochmorgen über das weitere Vorgehen beraten. Ein Diakovere-Sprecher sagte, man informiere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits jetzt ausführlich zu den möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen. Diakovere betreibt in Hannover das Friederiken-, Henrietten- und Annastift. Keine Wahl bei Impfstoff: Die Entscheidung, ob sich Beschäftigte impfen lassen wollen, sei jedem einzelnen freigestellt. Beim Impfstoff selbst könne das Unternehmen Diakovere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hingegen keine Wahl lassen. „Wir bekommen den Impfstoff vom gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Region zugeteilt“, sagte ein Sprecher. Derzeit werde den Kliniken ausschließlich das Vakzin von Astrazeneca bereitgestellt – das Unternehmen könne seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern somit aktuell keine Alternative bieten. Ein KRH-Sprecher sagte am Dienstag, das Unternehmen folge bei den Schutzimpfungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. „Wir beobachten die Expertenempfehlungen und werden unser Vorgehen entsprechend anpassen.“ Auch das KRH habe momentan nur Impfstoff von Astrazeneca. Das Unternehmen gehört der Region Hannover und betreibt unter anderem das Krankenhaus Siloah. Bei der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gestaltet sich die Lage derzeit anders. Weil das Uniklinikum auch Impfstoff des Herstellers Moderna zur Verfügung hat, werde erst einmal darauf zurückgegriffen, wie ein Sprecher mitteilte. Auch das gemeinsame Impfzentrum von Stadt und Region setzt an den kommenden Tagen auf einen anderen Impfstoff. Die vereinbarten Impftermine sind mit dem Vakzin von Biontech geplant und werden stattfinden, teilte die Region Hannover am Dienstagabend mit. Durch die neue Empfehlung der Stiko stehen auch bei den mobilen Impfteams Änderungen an. Diese impfen derzeit vor allem das Personal von Kitas und Grund- und Förderschulen. Bereits bevor die Entscheidung der Stiko am Abend bekannt wurde, teilte die Region mit, die geplanten Impfungen könnten alternativ auch mit dem Vakzin von Moderna durchgeführt werden. Für diese Woche seien noch rund 2300 Impfungen geplant. Vereinzelt gravierende Nebenwirkungen: Beim Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmakonzerns Astrazeneca kam es in den vergangenen Wochen vereinzelt zu gravierenden Nebenwirkungen wie Hirnvenenthrombosen bei Frauen. Die Berliner Charité stoppte daraufhin am Dienstag die Impfungen mit diesem Wirkstoff für Mitarbeiterinnen unter 55. Daraufhin kündigte das Land Berlin an, das Vakzin vorerst nicht mehr für Impfungen bei Menschen unter 60, unabhängig vom Geschlecht, einzusetzen. Auch die Stadt München und das Land Nordrhein-Westfalen setzten den Einsatz von Astrazeneca bis auf Weiteres aus. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen am Dienstagabend in einer Sondersitzung über den weiteren Umgang mit dem Impfstoff von Astrazeneca beraten. Von Maximilian Hett