Ostern ohne Gottesdienste? Das sagen die Kirchen in Hannover

Die meisten Kirchengemeinden hat der Vorstoß kalt erwischt: Bund und Länder verschärfen den Lockdown über die Ostertage – und wollen die Religionsgemeinschaften bitten, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen. Vom Gründonnerstag bis zum Ostermontag soll es Gottesdienste also nur als Online-Format geben. „Das kam für uns alle überraschend, darauf war niemand vorbereitet“, sagt Rebekka Neander, Sprecherin der evangelischen Landeskirche Hannovers. Die evangelischen Kirchen und die katholischen Bistümer in Niedersachsen arbeiten derzeit an einer gemeinsamen Linie, um auf das Ansinnen zu reagieren. Nach Informationen der HAZ wollen sie frühestens am Mittwoch (24. März) darüber entscheiden, mit welcher Position sie in Verhandlungen mit dem Land gehen. Ein direktes Verbot von Präsenzgottesdiensten gilt juristisch als problematisch; die Religionsfreiheit genießt als Grundrecht einen besonderen Schutz. Die Politik ist also auf ein Entgegenkommen der Kirchen angewiesen. Zahlreiche Gemeinden in Hannover hätten sich bereits darauf eingerichtet, Online-Formate zu Ostern anzubieten, sagt Kirchensprecherin Insa Becker-Wook. Zugleich seien jedoch auch Präsenzgottesdienste geplant worden. Gottesdienste auf Zoom: „Wir haben erprobte Hygienekonzepte“, sagt Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann, „es wäre schade, wenn wir zum zweiten Mal weder Ostern noch Karfreitag feiern könnten.“ Andererseits sei es aber auch nicht zu verantworten, Menschen bei Gottesdiensten in Gefahr zu bringen. Ein Gründonnerstags-Gottesdienst aus der Kreuzkirche soll nun als reine Videokonferenz über Zoom stattfinden. Außerdem will die Gemeinde zu Ostern Filme produzieren, die im TV-Sender h1 und auf der Homepage der Marktkirche zu sehen sein sollen. Lesen Sie auch Oster-Lockdown in Hannover: Was ändert sich in der Region? Schulen und Corona: So geht es nach Ostern in Niedersachsen mit dem Schulbetrieb weiter „Wir arbeiten an einem Kreuzweg durch die Innenstadt“, sagt Jutta Johannwerner vom Kirchenladen ka:punkt. Haushaltsweise sollen Besucherinnen und Besucher am Karfreitag dabei individuell an vier Stationen zwischen Markt- und Clemenskirche mittels QR-Codes Texte und Audiodateien zum Leiden von Menschen abrufen können. Kirchen sind überrascht von Bund-Länder-Beschluss: Die führenden Kirchenvertreter in Deutschland zeigten sich überrascht von dem Bund-Länder-Beschluss. Ostern sei das wichtigste Fest der Christenheit, sagt der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing: „Zu Weihnachten haben wir gezeigt, wie wir mit Vorsicht Messe feiern können. Darauf wollen wir Ostern nicht verzichten.“ Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, meldete ebenfalls Klärungsbedarf an. „Der Beschluss des Corona-Gipfels hat uns sehr überrascht“, erklärte er: „Wir werden uns in den von der Bundeskanzlerin angekündigten Gesprächen zunächst genau erläutern lassen, warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen, die alle Landeskirchen für ihre Gottesdiensten haben, nun nicht mehr ausreichen sollen. Anschließend werden wir in unseren Gremien beraten, wie wir mit der Bitte umgehen.“ Von Simon Benne