Quarantäne Nummer vier: Warum eine Frau aus Hannover sich immer wieder isolieren muss

Zehn Tage lang hat eine vierköpfige Familie darauf gewartet, vom Gesundheitsamt der Region einen Termin zum Corona-Test zu bekommen – die Mutter hatte zuvor einen positiven Befund erhalten. „Mehr als eine Woche haben wir als vierköpfige Familie mit Kindern im bewegungsfreundlichen Alter von neun bis 11 Jahren in Quarantäne gesessen“, sagt Matthias W. Erst nach Ostern habe er dann jemanden bei der Hotline des Amtes erreicht – und erfahren, schlicht vergessen worden zu sein. „Ich finde es schwer nachvollziehbar, dass eine sogenannte Hotline tagelang nicht zu erreichen ist“, sagt der Familienvater aus Vahrenwald. Eine Hotline die keine „heiße Leitung“ sei, verdiene ihren Namen nicht. Hotline an Feiertagen nicht besetzt: „Es ist korrekt, dass die Corona-Hotline während der Feiertage nicht besetzt war – analog zu anderen Feiertagen“, erklärt Regionssprecherin Christina Kreutz. Darauf habe die Region Hannover explizit im Vorfeld hingewiesen. Anrufer haben die Information erhalten, dass sie in dringenden Fällen ihre Anfrage per Mail an coronavirus@region-hannover.de stellen können. „Das Postfach ist auch während der Feiertage kontrolliert worden.“ Lesen Sie auch: Region hält an Luca-App fest Vor allem aber Anke W. geht die Warterei mittlerweile an die Psyche. Für die Grundschullehrerin, die gewissermaßen an der „Front“ arbeitet, ist die vierte Quarantäne in kurzer Folge aufgrund von Schülerinnen-Infektionen eine Belastung. „Seit Dezember musste ich viermal zu Hause bleiben“, so die Lehrerin. Die Impfung an ihrer Schule fand während der dritten Quarantäne statt – ohne sie. „Jetzt hat es mich dann doch erwischt: positiv.“ Die Schnelltests seien allerdings negativ ausgefallen, was nicht gerade zur Vertrauensbildung in diese Vorsichtsmaßnahme beitrage. Testeinladung kommt nicht: Nach dem positivem Testergebnis wurde die Restfamilie als K1-Kontakte eingestuft und in Quarantäne geschickt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Rest infiziert ist, ist unseres Erachtens sehr hoch“, sagt Matthias W. Das Gesundheitsamt bat abzuwarten und auf Nachricht für eine Testeinladung zu warten. „Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass der Test zeitnah erfolgen wird, um eventuelle Kontaktketten zu durchbrechen. Das Gleiche gilt für meine Kinder.“ Sieben Tage verstreichen. Dann kommen die Feiertage. Ein Versuch noch mal nachzuhaken, scheitert an Bandansagen. „Die Hotline der Region ist besetzt von montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr. Dann finden wir eine Ausweich-Hotline des Landes, die auf der Regions-Website als Ausweich-Hotline angepriesen wird. Auch hier Bandansage: An den Feiertagen nicht besetzt.“ „In diesen Zeiten vier Tage lang komplett dichtzumachen, erscheint mit als nicht sehr hilfreich für die Bewältigung der Krise“, so Matthias W. Nach Ostern hat er dann endlich Anschluss bekommen, die vergessene Familie wurde getestet. „Das Gesundheitsamt hat allein im März rund 15.000 Tests veranlasst, bislang möglichst zwischen dem 10. und 12. Tag, um sicherzustellen, dass niemand nach 14 Tagen mit einer Infektion die Quarantäne verlässt“, sagt Regionssprecherin Kreutz. Für nahe Kontaktpersonen indes wäre es hilfreich, eine Infektion früher auszuschließen oder zu bestätigen, um dann wiederum deren Kontakte zu informieren. Verzögerungen nicht ausgeschlossen: Die Empfehlungen des RKI hätten sich in der vorigen Woche geändert, sodass das Gesundheitsamt aktuell die Zeitläufe anpasse, erläutert Kreutz. Künftig sollen die Tests früher stattfinden. „Dass es in Einzelfällen zu Verzögerungen kommen kann, kann die Region – insbesondere, wenn Feiertage anstehen – aber auch für die Zukunft nicht ausschließen.“ Zudem gelte weiter wie bisher: Unabhängig von einem Test gelten die Quarantänebestimmungen auch für direkte Kontaktpersonen in jedem Fall für die vollen 14 Tage – ob mit oder ohne positives Testergebnis. „Auch ein negatives Testergebnis kann die Quarantänezeit nicht verkürzen.“ Anke W. hofft nun, dass sie mit einer überstandenen Corona-Infektion nicht ein weiteres Mal in Quarantäne geschickt wird, wenn an ihrer Schule ein Corona-Fall auftritt. „Ich habe echt Pech gehabt und war in diesem Jahr noch nicht viel draußen.“ Eine weitere Verlängerung der häuslichen Isolation mag sie sich daher lieber nicht vorstellen. Muss sie vorerst auch nicht – die familiären Testergebnisse sind negativ. Von Susanna Bauch