Schwarzfahrer wird gewalttätig: Fahrkartenkontrolleur angegriffen: 19-Jähriger bangt nach Ausraster in Hannover um Traumberuf

Kurzschlussreaktion mit schwerwiegenden Folgen: Ein 19-jähriger Schwarzfahrer aus Hannover bangt nach seinem Angriff auf einen Fahrkartenkontrolleur der Üstra um seine berufliche Zukunft. In der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Hannover wurde zwar das Verfahren wegen Körperverletzung gegen den 19-Jährigen vorläufig eingestellt. Jugendrichter Jens Buck ordnete aber als Auflage unter anderem 40 Stunden gemeinnützige Hilfsdienste an. Genau diese Auflage könnte den 19-Jährigen – er hat seit etwa einem Jahr die Fachhochschulreife – nun jedoch seinen Traumberuf kosten. Für seine geplante Bewerbung bei der Polizei könnte der Akteneintrag problematisch werden, sagte der Jugendrichter. Im Gegensatz zu anderen Arbeitgebern sei es der Polizei möglich, anlässlich einer Bewerbung das Erziehungsregister zu überprüfen. Jugendgericht verzichtet auf Verurteilung: Buck hatte sich zuvor in Absprache mit der Jugendgerichtshilfe aber ganz bewusst entschieden, dem jungen Mann aus Hannover-Sahlkamp mit einer Verurteilung und Strafe nicht völlig die berufliche Zukunft zu verbauen. Die vorläufige Einstellung des Verfahrens gegen Auflagen hatte sich der 19-Jährige auch mit seinem besonnenen Auftreten verdient. „Der Angriff war dumm von mir. Ich war noch nie vorher in einer Situation derart unter Druck und habe nur reflexartig reagiert“, beteuerte der 19-Jährige nach dem Verlesen der Anklageschrift. Anschließend hatte er auch von seinen Plänen berichtet, sich bei der Polizei zu bewerben. Kontrolleur in Schwitzkasten genommen: Trotzdem war er im September an einem Vormittag in einer Stadtbahn der Linie 9 ohne Ticket gefahren. „Um meinem Vater im Kiosk der Familie zu helfen“, berichtete der junge Mann. Das übertragbare Monatsticket hatte er zwar zu Hause vergessen, war aber dennoch in die Bahn gestiegen. Es werde schon nichts passieren, habe er sich gedacht. Nachdem er wenig später drei Fahrkartenkontrolleure in der Bahn bemerkt hatte, entschied sich der 19-Jährige an der Haltestelle Noltemeyerbrücke zur Flucht. Als sich einer der Kontrolleure vor ihn stellte, um dies zu verhindern, soll der 19-Jährige den Mann laut Anklage in den Schwitzkasten genommen und ihm dabei leichte Verletzungen am Hals zugefügt haben. Die Üstra-Mitarbeiter hatten ihn daraufhin gemeinsam festgehalten und die Polizei gerufen. Üstra-Mitarbeiter verhindern Flucht und rufen die Polizei: Ob der 19-Jährige seinerseits zuvor – so behauptete er es – von dem Kontrolleur tätlich angegriffen worden war, ließ sich in der Verhandlung trotz umfangreicher Zeugenvernehmungen nicht klären. Die drei Fahrscheinprüfer beteuerten, ihn lediglich an der Flucht gehindert zu haben – wozu sie auch befugt seien. Der Angeklagte habe sich aber auch ohnehin nach seinem etwa zehnsekündigen Ausraster schnell beruhigt, entschuldigt und kooperativ verhalten, berichtete einer der Zeugen. Der Jugendrichter wies trotzdem noch einmal darauf hin, wie unnötig der Ausraster war: „Sie hätten doch einfach nur das erhöhte Beförderungsgeld in Höhe von 60 Euro zahlen müssen, aber so kann es Sie ihren beruflichen Traumjob kosten“, sagte Buck. Richter rät zu intensiver Bewerbungsphase: Der Richter will mit einer weiteren Auflage bei dem 19-Jährigen einen Motivationsschub für seinen Berufseinstieg auslösen. Er soll in drei angeordneten Gesprächen mit der Jugendgerichtshilfe seine beruflichen Perspektiven klären. Denn: Auch ein Jahr nach seiner bestandenen Fachhochschulreife arbeitet der junge Mann immer noch nur sporadisch als Aushilfskellner, wohnt bei seinen Eltern im eigenen Zimmer. „Sie sind ein intelligenter junger Mann, machen Sie etwas daraus“, sagte der Jugendrichter und riet ihm, bald endlich erste Bewerbungen zu schreiben. Lesen Sie auch: Üstra macht weniger Jagd auf Schwarzfahrer Von Ingo Rodriguez

Schwarzfahrer - Ticketkontrolleur attackiert: 19-Jähriger bangt um Karriere bei Polizei