Lange Zeit war es platten- und konzerttechnisch ruhig geworden um den für seine Wortspielereien bekannten Verbalakrobaten. Vor gut 20 Jahren machte er sich in der Szene gemeinsam mit DJ Rabauke einen Namen als "Eins Zwo", seit 15 Jahren beschreiten die beiden Solo-Pfade. Aber auch nach all dieser Zeit des Wirkens, im Alter von 44 Jahren, gibt es immer noch Premieren. Bei ihm ist es "das erste Mal 'back' sein", wie er während des Konzerts sagte. "Bei meiner letzten Tour war ich Mitte 30." So gibt es auf der Bühne heute Wasser, alkoholfreies Bier - aber immer noch eine Menge Energie.
Alltag und Politik mit Wortwitz
Unbestritten hat Daniel Ebel, wie Dendemann eigentlich heißt, in den Jahren einen Wandel durchgemacht - von wortwitzgespickten Alltagsgeschichten auf seinen ersten beiden Alben ("Die Pfütze des Eisbergs", "Vom Vintage verweht") hin zu stellenweise sehr politischen Texten auf seinem aktuellen Release. Neun Jahre liegen zwischen den beiden jüngsten Platten - untätig gewesen ist der Rapper in dieser Zeit aber nicht. Fast zwei Jahre lang setzte er sich in Jan Böhmermanns Fernsehshow Neo Magazin Royale mit aktuellen Themen musikalisch auseinander.
Das beste aus beiden Welten
Dass er diese Facetten problemlos vereint, zeigte Dendemann bei seinem Tourauftakt. Waren es zu Beginn vor allem neue Lieder ("Ich dende also bin ich", "Keine Parolen", "Zeitumstellung", "Littbarski"), gerät der zweite Teil zu einem Best-of-Solo-Dende ("Endlich Nichtschwimmer", "Gut und gerne", "Sachma gehtsnoch", "Papierkrieg", "Stumpf ist Trumpf"). Das Publikum dankt es ihm während der gesamten Konzertdauer.
Natürlich kommt aber auch der beste Rapper bei einem abendfüllenden Konzert nicht ohne Musik aus. Mittlerweile sorgt dafür bei Dendemann aber nicht mehr "nur" ein DJ, sondern eine ganze Band: "Die Freie Radikale". Die Musiker verkörpern dabei das, was Dende am Mikrofon ausmacht: unbändige Spielfreude, tighte Darbietung. So begegnen sich Rapper und Band auch während des Konzerts auf Augenhöhe. Dendemann ist Teil der Band, die Band Teil seiner Musik.
Auch Döll überzeugt
Bevor sie den Saal vollends in Brand steckten, heizte aber zunächst einmal Döll das Publikum an. Stellte sich der vermeintlich unbekannte Darmstädter zu Beginn noch seinem Publikum vor, belohnten ihn die Zuhörer nach Tracks wie "Waldemar", "64" und "Weit entfernt" mit "D-Ö-L-L"-Rufen.
Wer hierbei auf den Geschmack gekommen ist, kann ihn zeitnah auf dessen eigenen Tour live sehen: Am 7. März kommt Döll wieder nach Hannover, dieses Mal nicht ins Capitol, aber direkt nebenan ins LUX. Das Navi im Tourbus muss dafür also nicht einmal umprogrammiert werden.
von Thomas Rocho