Corona-Impfung: Land verschickt Hinweisbrief an toten Hannoveraner

„Es ist soweit: Niedersachsen impft auch zu Hause lebende Personen, die 80 Jahre und älter sind!“ – so beginnt das von Gesundheitsministerin Carola Reimann unterzeichnete Schreiben, das in den vergangenen Tagen an rund 210.000 Haushalte in Niedersachsen ging. Eines davon ist ausdrücklich an Gerhard Ohligschläger adressiert. Dabei ist der Hannoveraner bereits vor 25 Jahren gestorben. „Das hat mich innerlich erregt. Es war schließlich keine Reklame, sondern ein wichtiges Schreiben“, sagt Witwe Ingrid Ohligschläger, deren 80. Geburtstag noch bevorsteht und die damit selbst nicht zum potenziellen Empfängerkreis des Schreibens gehört. Ministerium entschuldigt sich: Das Ministerium kennt nach Angaben von Sprecher Oliver Grimm mehrere Fälle, in denen das Informationsschreiben an Verstorbene versendet wurde. Es hatte keine Behördendaten genutzt, sondern die Datenbank des kommerziellen Anbieters Deutsche Post Direkt. „Bei einem derart großen Kreis von Adressatinnen und Adressaten bleiben solche Fehler nicht aus, auch wenn wir uns das anders gewünscht hätten“, erklärt Grimm. Man entschuldige sich bei allen Angehörigen, die sich dadurch verletzt fühlen. Das Informationsschreiben dient dazu, die Senioren auf den Impfstart gegen den Covid-19-Erreger außerhalb von stationären Einrichtungen hinzuweisen. Dafür will das Land vom 28. Januar an über eine Hotline sowie über ein Meldeportal im Internet Termine vergeben. Nicht alle Berechtigten bekommen Post: Wegen der Adresslisten hatte es schon im Vorfeld Streit gegeben. Landtagsopposition und Kommunalverbände ärgerten sich darüber, dass die Melderegister nicht genutzt wurden und somit auch nicht alle der rund 500.000 Menschen in Niedersachsen erreicht werden, die die Altersgrenze für die nun anstehenden Impfungen erreicht oder überschritten haben. Das Ministerium hatte Datenschutzgründe angeführt und erklärt, es könne den Versand einer so großen Menge Briefe nicht schultern. Weil aktuell nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, verzögert sich der vorgesehene Zeitplan ohnehin. Der verstorbene Gerhard Ohligschläger und alle anderen über 80-Jährigen werden keine weitere Post vom Land bekommen. „In dem Informationsschreiben sind alle wichtigen Angaben enthalten, die wir geben können“, sagt Grimm. Die jeweiligen Kommunen könnten es bei Bedarf ergänzen. Bedarf besteht wohl durchaus: Das Ministerium hatte betont, dass alle 500.000 Menschen aus der ersten Zielgruppe impfberechtigt sind – auch dann, wenn sie bisher kein Anschreiben bekommen haben. Lesen Sie auch: Niedersachsen hat im Januar 40 Prozent weniger Impfstoff bekommen als geplant Von Bernd Haase