Corona-Krise: Serengeti-Park und Vogelpark hoffen auf baldige Öffnung

Elefanten, Tiger, Giraffen, Löwen: Gut 1500 vielfach sehr große Tiere verteilen sich auf 220 Hektar Freiflächen in Europas größtem Safari-Park. „Wir haben 45.000 Euro Futterkosten pro Tag“, sagt Fabrizio Sepe, Inhaber des Serengeti-Parks in Hodenhagen (Heidekreis). An diesen Kosten ändert sich nichts, wenn Behörden Tierparks als Schutzmaßnahme gegen eine Corona-Ausbreitung die Öffnung versagen und das Eintrittsgeld als finanzieller Ausgleich wegfällt. Einzelne Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern öffnen bereits ihre Zoos unter Auflagen wieder. Nordrhein-Westfalen hat dem Safaripark Stukenbrock bei Paderborn die Genehmigung zumindest für eine Teilöffnung gegeben – zunächst nur vom Auto aus dürfen Besucher dort die Tiere bestaunen. Um eine solche Ausnahmegenehmigung hat auch der Serengeti-Park Hodenhagen das Land Niedersachsen gebeten: Besucher könnten übers Internet Karten bestellen, dann vorläufig ausschließlich im eigenen Auto durch die Tierwelt des Freizeitparks fahren und würden so mit niemandem in direkten Kontakt kommen. Niedersachsen will von dergleichen bisher aber nichts wissen: Mindestens noch zwei Wochen sollen hier auch alle privaten Tierparks, darunter der Serengeti-Park und der Vogelpark Walsrode, ihre Türen geschlossen halten. Das fällt gerade angesichts des optimalen Parkwetters schwer. Viele Familien hätten jetzt Zeit für einen Besuch, doch sie sollen zu Hause bleiben. Viele Mitarbeiter sind in Kurzarbeit: Fabrizio Sepe gehört nicht zu denen, die gerne jammern. „Es bringt nichts, zu stark in Trauer und Verzweiflung zu versinken“, sagt der 50-Jährige, der den 1974 gegründeten und inzwischen auf 220 Hektar angewachsenen Park in der Heide vom Vater übernommen hat. Dem Parkchef geht es darum, tatkräftig Lösungen für Probleme zu finden. Frei von Trauer und Sorge ist Sepe im Moment aber nicht. Zum einen ist, wie er erzählt, vor zwei Wochen eine Tante in Mailand an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Zum anderen wird es für den seit drei Jahren alleinigen Inhaber des Tierparks in der Heide Tag für Tag ein größerer Kraftakt, den Familienbetrieb finanziell über Wasser zu halten. Rund 500 Mitarbeiter beschäftigt der Park gewöhnlich in der Hochsaison, viele sind dort seit vielen Jahren im Einsatz. Aus der 150 Mitarbeiter starken Stammmannschaft befinden sich aktuell viele in Kurzarbeit. Mehr als 40 Tierpfleger im Einsatz: Die mehr als 40 Fahrgeschäfte stehen still, Übernachtungsmöglichkeiten wie die Lodges im Park dürfen keine Gäste aufnehmen, die Gastronomie ist geschlossen. Doch die drei Tierärzte und mehr als 40 Tierpfleger werden weiter beschäftigt – und müssen bezahlt werden. Tierparks mit Winterschließzeit haben regelmäßig Durststrecken zu überwinden. Doch wie lange geht das gut? Sepe verhandelt, wie er berichtet, über sehr hohe Kredite, Zuschüsse wurden nicht in Aussicht gestellt. Besucher übernehmen Patenschaften: „Schön ist, dass sich jeden Tag Menschen melden, die zum Beispiel für einen Löwen oder ein Erdmännchen eine Patenschaft übernehmen“, erzählt der Chef des Serengeti-Parks. „Das hilft uns ein Stück weiter.“ Im Übrigen freue er sich auch in diesem Jahr über viel Nachwuchs bei den Tieren. Sobald der Park wieder öffnen darf, könnten die Besucher etwa sibirische Tiger bestaunen und demnächst in einer neuen Känguru-Anlage die Tiere selbst füttern. Vorerst keine Fahrten im Bus: Das Corona-Schutzkonzept des Parks sieht vor, zunächst nur Autos und keine Busse durch den Park fahren zu lassen. Auch der Freizeitbereich mit neuer Achterbahn und neuen Monster-Trucks wird wohl erst später genutzt werden dürfen. Er wisse die Maßnahmen der Regierung zum Infektionsschutz grundsätzlich zu schätzen, betont Sepe: „Aber wir sehen nicht, wo es hier bei einer eingeschränkten Öffnung gefährlich werden sollte.“ Sich von einem Teil der Tiere zu trennen, plant der Park in Hodenhagen nicht. In der vergangenen Woche hatte die Direktorin eines Tierparks in Neumünster nördlich von Hamburg, der von einem Verein getragenen wird, einen Notplan ins Gespräch gebracht, wonach Tiere wegen Geldmangel notfalls geschlachtet werden müssten. Tiertrainer machen im Vogelpark Walsrode weiter: Dergleichen ist auch im Vogelpark in Walsrode nicht vorgesehen, wie Sprecher André Schmidt sagt. Dort schlüpfen in diesen Wochen viele Küken, unter anderem bei den Pelikanen. „Wir freuen uns über den Nachwuchs“, betont Schmidt. Anders als in Hodenhagen steht in Walsrode nicht mehr eine Familie, sondern ein international tätige Freizeitparkgruppe hinter dem Unternehmen. Auch wenn es finanziell noch Reserven gebe, hofft man dennoch auf eine baldige Öffnung. Neben den Tierpflegern sind auch die Tiertrainer weiter im Einsatz und bereiten neue Flugshows vor. Geplant ist auch, demnächst die Handfütterung von Kolibris zu ermöglichen. „Können von einem Tag auf den anderen reagieren“: „Sobald es die offizielle Erlaubnis gibt, Zoos wieder zu öffnen, können wir von einem Tag auf den anderen reagieren“, sagt Schmidt. Der Vogelpark, der vorwiegend aus Freiflächen besteht, biete ausreichend Möglichkeiten zum Abstandhalten. Auch in den Freiflughallen ließen sich auf jeden Fall Möglichkeiten finden zu verhindern, dass Besucher sich gegenseitig mit dem Coronavirus ansteckten. Heide-Park: Infektionsrisiko im Freizeitpark geringer als in Einkaufszentren: Das sieht man auch im größten Freizeitpark Niedersachsens so, dem Heide-Park Soltau. Sprecherin Svenja Heuer verweist darauf, dass dort im Freien gut Abstand zu halten ist, zumal in der Regel Familien den Park besuchten, die dort unter sich blieben. „Wir sind der Ansicht, dass der Besuch von Freizeitparks ein deutlich geringeres Infektionsrisiko birgt, als es innerhalb von Fußgängerzonen, Einkaufszentren oder anderen öffentlichen Anlagen oder bei Großveranstaltungen besteht“, meint Heuer. Alle Argumente haben das Land bisher nicht überzeugen können, die Tier- oder gar alle Freizeitparks wieder zu öffnen – auch nicht unter Auflagen. Die Befürchtung: Lockerungen in diesem Bereich könnten dazu führen, dass der Eindruck von Normalität entstehe und Besucher Vorkehrungen gegen Corona vernachlässigen könnten. „Familienausflüge sind ein hohes Infektionsrisiko“, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei in Hannover der HAZ. Lesen Sie auch: Das bedeutet die Corona-Krise für Hannovers Zoo Tierpark Neumünster denkt an Notschlachtungen Von Gabriele Schulte

Corona-Krise - Tierparks ächzen unter Einbußen wegen Zwangsschließung