Impfstoff-Verteilung Niedersachsen: Kleine Kreise und Städte fühlen sich benachteiligt

Der immer noch knappe Impfstoff gegen das Corona-Virus führt zu einem Streit zwischen Land und Kommunen. Vor allem kleinere Landkreise und Städte fühlen sich bei der Zuteilung benachteiligt und protestieren dagegen. Der Landrat des Kreises Holzminden, Michael Schünemann (parteilos), fordert mehr Impfgerechtigkeit. Doch Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) winkt ab. Verteilung nach Einwohnerzahl: Die Verteilung des Impfstoffs richtet sich nach der Einwohnerzahl. So erhält etwa die Region Hannover mit ihren rund 1,2 Millionen Einwohnern alle zwei Tage ein Paket mit rund 1000 Impfdosen, während der Landkreis Holzminden mit rund 70.000 Einwohnern nur alle 25 Tage berücksichtigt wird. Ähnlich lange warten müssen der Kreis Wittmund sowie die Städte Emden und Wilhelmshaven. Landrat Schünemann fordert eine Verteilung nach dem Altersschnitt der Bevölkerung. Während in Hannover bereits Menschen mit nicht mehr so hohem Risiko geimpft werden könnten, seien in Holzminden noch nicht einmal alle Hochgefährdeten an der Reihe gewesen, schreibt der Landrat in einem Brief an die Abgeordneten des Landtags. „Das Vorgehen widerspricht der geplanten Impfstrategie und zeigt erneut, dass der ländliche Raum und dünn besiedelte Landkreise wie der Landkreis Holzminden wieder einmal keine Berücksichtigung finden.“ Verwirrung um Corona-Impfstoff in Schaumburg: Wir beantworten die Fragen der SN-Leser Es mangelt an Impfstoff: Ähnlich äußerte sich Wilhelmshaven Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos) gegenüber dem NDR. Wilhelmshaven habe rund 9600 hochgefährdete Einwohner. Wenn die Impfdosen so schleppend kämen, werde man in der Stadt alleine für diese Gruppe bis Ende Mai brauchen. Das sei nicht akzeptabel. Die Landesregierung will trotz der Kritik am bisherigen Verteilerschlüssel festhalten. Das Problem sei der anhaltende Impfstoffmangel, erklärte Reimann am Donnerstag im Sozialausschuss des Landtags. „Alle möchten zurzeit mehr Impfstoff haben.“ Da sei aber nicht möglich. „Die Lieferkette wird sich hoffentlich stabilisieren.“ Grüne fordern Korrektur: Die Grünen schlossen sich der Kritik der Kommunen an. „Es kann doch nicht sein, dass der ländliche Raum wieder benachteiligt wird, obwohl dort gerade die Risikogruppen älterer Menschen überproportional vertreten sind“, erklärte Grünen-Fraktionsvize Christian Meyer. Das Land müsse seine Entscheidungen korrigieren und die Impfdosen nach sachlichen Kriterien und nicht nach Größe verteilen. Die Grünen-Sozialpolitikerin Meta Janssen-Kucz warnte davor, dass das Vorgehen des Landes „die Akzeptanz für das Impfen und die Corona-Maßnahmen generell“ gefährde. CDU-Fraktionsvize Volker Meyer plädiert im Ausschuss dafür, den Impfstoff nicht rein nach Einwohnerzahl, sondern nach der Zahl der über 80-Jährigen in einer Region zu verteilen. Eine „platte Stadt-Land-Diskussion“ halte er aber für falsch. Von Marco Seng Probelauf im Impfzentrum Schaumburg: 50 Klinik-Mitarbeiter geimpft