Die intensive Landwirtschaft macht der Vogelwelt in Niedersachsen zu schaffen. Die für Niedersachsen typischen Wiesenvogelarten wie Kiebitz oder Uferschnepfe sind gefährdet beziehungsweise stark gefährdet. Das geht aus dem 550 Seiten starken „Atlas der Brutvögel“ hervor, den Landesumweltminister Stefan Wenzel am Donnerstag präsentierte. Er dokumentiert nicht nur den Rückgang einzelner Vogelarten, sondern auch Wachstum: Ehemals extrem bedrohte Vogelarten wie See- oder Fischadler sind inzwischen wieder nach Niedersachsen zurückgekehrt. Früher selten gesehene Kraniche trifft man an vielen Gewässern Niedersachsens wieder an, vor allem im Weser-Aller-Bereich und dem Wendland.
Die Erhebungen für den neuesten Vogelatlas waren nach Wenzels Worten äußerst umfangreich und sind mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz und 650 ehrenamtlichen Vogelkundlern geleistet worden. Die Vogelkundler haben zwischen 2005 und 2008 etwa 13,7 Millionen Brutpaare pro Jahr erfasst. Der letzte Vogelatlas war 1997 erschienen. Dass der jüngste Atlas Zahlen aus 2008 abbilde, liege in der Natur der Sache – und entspreche dem Datenmaterial in anderen Ländern.
Nach der Erhebung bleibt Niedersachsen mit 208 verschiedenen Brutvogelarten ein artenreiches Land, 196 Arten brüteten regelmäßig hier. Fast ein Drittel der Vögel lebe im Wald, ein anderes Drittel in den Feuchtgebieten. Insgesamt gebe es in Niedersachsen rund 13,7 Millionen Brutvogelpaare, von denen der Buchfink mit 1,9 Millionen Paaren die häufigste Art sei, gefolgt von der Amsel.
Der Atlas gibt auch einen Ausblick auf die Frage, wie sich der Klimawandel auf Niedersachsens Vogelwelt auswirken könnte. Er könnte bewirken, dass sich das Areal der Brutvogelarten bis zum Jahrhundertende um ein Fünftel verringert – Schwarz- und Weißstorch sowie die Bekassine wären gefährdet.