Bei den Ermittlungen zum Mord an der elfjährigen Lena in Emden werden immer weitere gravierende Pannen der Polizei bekannt.Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) räumte am Mittwoch schwere Fehler von Polizisten bei früheren Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Mörder der Elfjährigen ein.
Der 18-Jährige hatte sich bereits im November bei der Polizei Emden nach einer zweimonatigen Behandlung in der Psychiatrie in Begleitung eines Psychologen als Pädophiler angezeigt. Er hatte auch zugegeben, ein siebenjähriges Mädchen ausgezogen und fotografiert zu haben. Eine richterlich angeordnete Hausdurchsuchung wurde allerdings versäumt."
Bei sexuellem Missbrauch ist es eigentlich Standard, erkennungsdienstliche Maßnahmen durchzuführen", sagte Schünemann am Mittwoch in Hannover.Von dem 18-Jährigen hätten Fingerabdrücke und eine Speichelprobe genommen werden müssen. Dann hätte dem jungen Mann möglicherweise auch eine versuchte Vergewaltigung einer Joggerin nur einen Tag nach der Selbstanzeige nachgewiesen werden können.
Arbeitsverdichtung rechtfertige "natürlich auf keinen Fall irgendwelche Dinge, die dort in Emden geschehen sind", sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, im Fernsehsender N24. Der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Rudolf Egg, sagte in den ARD-Tagesthemen, dass die Polizei den mutmaßlichen späteren Mörder der Elfjährigen nicht aus dem Blick hätte verlieren dürfen.
"Im Interesse des Opferschutzes kann man so jemanden nicht einfach wieder gehen lassen." Die Polizei hat derweil am Mittwoch in den Kanälen der Emder Wallanlagen die Suche nach der Tatwaffe gestartet. Zwei Taucher wurden eingesetzt. Die Suche nach der Tatwaffe konzentrierte sich auf einen Weg, auf dem sich die elfjährige Lena vor dem Verbrechen im nahe gelegenen Parkhaus aufgehalten haben könnte.
"Sie verfolgen Spuren, nachdem ein Suchhund diesen Weg gegangen ist", sagte Martin Lammers, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes. Welche Polizeibehörde die internen Ermittlungen gegen die verantwortlichen Beamten wegen der Versäumnisse führt, ist laut Polizeidirektion Osnabrück noch nicht endgültig entschieden.Für das Ermittlungsverfahren kommt eine der anderen sechs Polizeidirektionen in Niedersachsen oder das Landeskriminalamt infrage, sagte ein Polizeisprecher in Osnabrück. Die Frage soll noch vor Ostern geklärt werden. Der Mann hat die Tötung der elfjährigen Lena zugegeben.
Das Mädchen war am 24. März umgebracht worden, vermutlich zur Verdeckung eines vorangegangenen Sexualverbrechens. Zwischenzeitlich saß ein inzwischen 18-Jähriger in Untersuchungshaft, der aber nichts mit dem Verbrechen zu tun hat.
dpa/fh
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