Die Berliner „Gesichter der Renaissance" sollen bis 20. November in der Bundeshauptstadt zu sehen sein. Auch andere berühmte Zeitgenossen wie Botticelli, Ghirlandaio, Bellini und Pisanello sind versammelt. Mehr als 20.000 Karten wurden bereits verkauft.
„Gesichter der Renaissance" heißt die Schau mit Porträts von Adeligen und Kaufleuten, Höflingen und Heerführern, schönen Frauen und keuschen Mädchen aus dem 15. Jahrhundert. Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin hat für das spektakuläre Großaufgebot mit dem Metropolitan Museum of Art in New York zusammengearbeitet. Auch die Uffizien in Rom, der Louvre in Paris und die Londoner National Gallery steuerten Leihgaben bei.
„Die Maßgabe für die Auswahl der Exponate war deren durchweg hohe Qualität", sagte Kurator Stefan Weppelmann. Einen besonderen Reiz verspricht seiner Ansicht nach die Präsentation im Bode-Museum, das sonst eher ein Schattendasein auf der vielbesuchten Museumsinsel fristet. Das Gebäude sei bewusst als Renaissance-Museum gebaut und biete damit ein geradezu ideales Ambiente.
Die rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind mit schwarzem Samt ausgeschlagen und komplett verdunkelt, die Kunstwerke werden wegen ihrer Empfindlichkeit mit besonderen Scheinwerfern illuminiert. „Ich hatte die Idee eines Fotoalbums", sagte Ausstellungsgestalter Hansjörg Hartung in einem Interview. „Das ist auch einfach immer schwarzer Karton, weil es dem Fokus auf das Porträt am dienlichsten ist."
Das Porträtbild gilt als eine besondere Kunstform der Renaissance (französisch für „Wiedergeburt"). Ausgehend von Italien, gewinnt in dieser Umbruchzeit des späten 14. Jahrhunderts das Individuum zunehmend an Bedeutung. Nach den religiös motivierten Werken des Mittelalters beginnen die Künstler, den Menschen als Einzelwesen mit seinen charakteristischen Eigenheiten und typischen Statussymbolen darzustellen.
Das Highlight der Ausstellung: DaVincis „Dame mit dem Hermelin"
Ein bahnbrechendes Beispiel ist da Vincis „Dame mit dem Hermelin". Das nur 55 mal 40 Zentimeter große Ölgemälde zeigt die 17-jährige Cecilia Gallerani, die Mätresse des Mailänder Herzogs Lodovico Sforza. Über die Schulter scheint die junge Frau dem Geliebten sehnsüchtig entgegenzublicken, während sie auf dem Arm ein weißes Wiesel hält - Sinnbild für Ehrenhaftigkeit und Reinheit. Das erste allegorische Porträt der Kunstgeschichte, sagen die Experten.
Das Bild ist neben der weltberühmten „Mona Lisa" eines der wenigen Porträts, die Leonardo da Vinci (1452-1519) geschaffen hat. Es gehört der Krakauer Czartoryski-Stiftung. Noch Anfang des Jahres schien es, als wollten die polnischen Behörden das Meisterwerk nicht nach Deutschland reisen lassen. Nach einer Zitterpartie gab es dann aber im April grünes Licht. Die empfindliche „Dame" ist nun bis zum 31. Oktober, also bis drei Wochen vor Ausstellungsende, in Berlin zu sehen. Nach einem weiteren Stopp in London bekommt sie, zurück in Polen, für zehn Jahre Reiseverbot.
Weitere spektakuläre Exponate sind etwa zwei Gemälde Ghirlandaios: Sein „Bildnis des Francesco Sassetti mit seinem Sohn Teodoro" aus New York hängt erstmals neben dem zwei Jahre später entstandenen „Bildnis eines Greises mit Kind" aus dem Louvre. Von Botticelli können verschiedene Versionen seines berühmten Porträts von Giuliano de Medici verglichen werden. Neben den Gemälden sind auch zahlreiche Büsten, Medaillen und Handzeichnungen zu sehen.
Die Staatlichen Museen hoffen, mit der Ausstellung an ihren Blockbuster-Erfolg von 2004 anzuknüpfen. Damals begeisterte die Schau „Das MoMA in Berlin" mit Meisterwerken des New Yorker Museum of Modern Art mehr als 1,2 Millionen Menschen. In Frankfurt konnte im vergangenen Jahr das Städel-Museum ebenfalls mit Renaissance-Malerei punkten: Die Ausstellung „Boticelli" bescherte dem Haus die höchsten Besucherzahlen seiner 200-jährigen Geschichte.
Zu der Ausstellung bieten die Staatlichen Museen ihre erste iPhone-App mit Hintergrundinformationen, Bildern und Videos an. Vom Dezember 2011 bis März 2012 wird die Ausstellung dann auch in New York gezeigt.
dpa