Der Künstler hat mit seinem eigenen Blut gearbeitet, mit Sprengstoff und mit Quecksilber. Auf seiner letzten Arbeit findet sich die Aufschrift „?todesnah!“. Wenn ein so offenkundig Todessehnsüchtiger von seinem eigenen Werk erschlagen wird, dann muss man ja an Selbstmord denken. Das tun die beiden Kommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) zunächst auch im neuen Berliner „Tatort“, der einen ungewohnt philosophisch angehauchten Titel trägt: „Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen“.
Natürlich finden sich dann doch Beweise für „Fremdeinwirkung“, wie das im Fachjargon heißt. Bis dahin bleibt jedoch viel Zeit, über Sinn und Unsinn moderner Kunst zu schwadronieren und auch über den perfiden Kunstmarkt, auf dem der Tod des Künstlers die Preise in die Höhe schnellen lässt. Ist die Wertsteigerung womöglich sogar ein hinreichendes Mordmotiv für des Künstlers Galeristin (Karoline Eichhorn) gewesen? Oder für den Kunstsammler (Bernhard Schütz)? Und was weiß die Kunsthistorikerin Anna Linde (Brigitte Hobmeier)?
Titelgemäß zielen Regisseurin Christine Hartmann und Drehbuchautorin Beate Langmaack auch auf tiefergehende Zusammenhänge. Dafür muss wie stets, wenn „Tatort“-Macher gar keine andere Idee haben, das Privatleben eines Kommissars herhalten, in dem sich der aktuelle Fall spiegelt. Und da kommt Ritters armer alter Onkel Klaus (Thilo Prückner) ins Spiel. Anders als der Künstler hat sich Klaus tatsächlich das Leben genommen – ganz still und leise. Von nun an irrt der Neffe Kommissar geschockt und seltsam aggressiv durch Berlin. Er hatte keine Ahnung von der Einsamkeit des Onkels – und fühlt sich nun umso mehr vom lärmenden Kunstbetrieb abgestoßen.
Hier der Aufschrei über das Ableben eines egomanischen Künstlers, dort die Ignoranz gegenüber dem Ende eines einsamen Alten: Das mag ein lohnendes Feld für philosophische Erörterungen sein, lässt die Spannung dieses Krimis aber in den Keller sacken. Am Ende geht dem „Tatort“ endgültig die Luft aus: Diesen Täter zu fassen war keine große Kunst.