Im Missbrauchsskandal an Schulen und Einrichtungen des katholischen Jesuiten-Ordens gibt es ein neues Opfer. „Eine Frau hat sich bei uns gemeldet“, sagte der Sprecher des Bistums Hildesheim, Michael Lukas, am Freitag und bestätigte einen Bericht der „Neuen Presse“. Die Frau sei in den neunziger Jahren von einem Pater belästigt worden. Zum damaligen Zeitpunkt war sie volljährig. Nähere Angaben wollte der Sprecher zum Schutz der Frau nicht machen. Andere Opfer hätten sich bisher nicht gemeldet, sagte der Sprecher.
Der Pater war von 1982 bis 2003 mit kurzen Unterbrechungen im Bistum Hildesheim tätig. Er ist einer von drei Jesuiten, die inzwischen mit einer Vielzahl von Missbrauchsfällen in Verbindung gebracht werden.
Das Bistum wolle nun für Aufklärung zu sorgen. Zu Recht könne man von der Kirche erwarten, dass sie alles unternehme, um solche Taten zu verhindern, teilte Bischof Norbert Trelle auf der Internetseite des Bistums mit. Dazu gehöre, dass die Kirche Hinweisen auf sexuellen Missbrauch nachgeht.
Am kommenden Wochenende soll in sämtlichen Kirchen des Bistums Hildesheim ein Brief verlesen werden, in dem potenzielle Opfer aufgerufen werden, sich zu melden. „Allen Opfern bieten wir Begleitung und Hilfe an“, sagte Trelle. Denn dies entspreche den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche aus dem Jahre 2002.
Die Grüne Christa Nickels, Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), fordert die Deutsche Bischofskonferenz im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) auf, als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal eine einheitliche, verbindliche Vorgehensweise zu erarbeiten. Es sei Zeit, die Erfahrungen aus den 2002 erlassenen Richtlinien über Missbrauchsfälle durch Geistliche zu ziehen. Nickels kritisierte, dass jedes Bistum sich seitdem allein mit dem Problem beschäftigt habe.
Die Erfahrungen müssten nun ausgewertet und für alle Bistümer gemeinsame Vorgehensweisen erarbeitet sowie umgesetzt werden. Dabei sollten auch die bisherigen Hilfen für die Opfer kritisch untersucht werden. Die Bischofskonferenz will das Thema bei ihrem Treffen vom 22. bis zum 25. Februar in Freiburg diskutieren.
lni