Der Skandal um sexuellen Missbrauch an katholischen Jesuiten-Kollegs darf nach Ansicht des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode nicht heruntergespielt werden. Die Kirche könne sich nicht damit herausreden, „dass andere es auch tun“, sagte der Vorsitzende der Jugendkommission der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die Kirche sei eine Instanz mit hohen moralischen Anforderungen. Das sei eine besondere Herausforderung. Bundesweit haben sich bislang rund 100 Opfer von Missbrauch durch Patres gemeldet. Am Donnerstag stellt die vom Jesuite-Orden beauftragte Anwältin Ursula Raue in Berlin einen Zwischenbericht vor.
Die Bischofskonferenz wird auf ihrer Frühjahrsvollversammlung vom 22. bis 25. Februar in Freiburg das Thema erörtern. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, äußerte sich bislang nicht.
Der Jesuiten-Orden will laut Ordenssprecher Thomas Busch auf die Wünsche der Opfer eingehen. „Sie sollen sagen, was sie von uns erwarten“, sagte Busch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Täterseite könne nicht die Diskussion bestimmen. Die Jesuiten seien bereit, weiter mit Aufklärungsarbeit zu leisten. „Es gibt keine pauschale Lösung“, sagte Busch. Entschädigungs-Forderungen wies der Orden aber zurück.
Unterdessen ging die Debatte um Äußerungen des Augsburger Bischofs Walter Mixa weiter. Er hatte der sexuellen Revolution eine Mitschuld an dem Missbrauch von Jesuiten-Schülern gegeben. Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, nannte im „Tagesspiegel“ (Mittwoch) die Thesen von Mixa „historisch absurd.“ Der Sexualaufklärer Oswalt Kolle nannte im „Kölner Stadtanzeiger“ (Donnerstag) Mixas Äußerungen „eine große Unverschämtheit“. Die Kirche sollte sich „endlich darum kümmern, dass diese Schweinehunde bestraft werden“. Karin Kortmann, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), nannte die Äußerungen Mixas in der „Frankfurter Rundschau“ (Donnerstag) „hanebüchen“. Ihm fehle offenbar der Realitätssinn. Der Sexualwissenschaftler Martin Dannecker sprach in der Zeitung von einem „abenteuerlichen Ablenkungsmanöver“.
Erste Missbrauchsfälle an den deutschen Jesuiten-Kollegs gehen auf die 70er und 80er Jahren zurück und waren am 28. Januar in Berlin öffentlich geworden. Dann kamen Taten von drei beschuldigten Jesuiten-Patern in Hamburg, Hildesheim, Göttingen, Hannover, im Schwarzwald und in Bonn ans Licht.
dpa