Mit dem Tauwetter hat sich die Verkehrslage in Niedersachsen und Bremen am Freitag entspannt. Auch das mit der Schneeschmelze erwartete Hochwasser wird sich voraussichtlich im Rahmen halten. Vor allem in Südniedersachsen seien die Pegel etlicher Flüsse angestiegen, teilte der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit. Das klassische Winterhochwasser werde wohl vor allem land- und forstwirtschaftliche Flächen an der Innerste, der Oker und der Leine überschwemmen. An der Weser wird Anfang kommender Woche mit der möglichen Überschwemmung von Uferflächen gerechnet. Die schmelzenden Schneemengen des Harzes indes könnten von den Talsperren gut aufgenommen werden.
Mit den steigenden Temperaturen haben sich die Wintersportbedingungen im Harz unterdessen merklich verschlechtert. Die meisten Liftanlagen seien zwar weiterhin in Betrieb, sagte eine Sprecherin des Tourismusverbandes HTV. Abfahrts- und Langlauf seien teilweise aber nur noch mit Einschränkungen möglich. In den Skigebieten am Wurmberg bei Braunlage, in St. Andreasberg, am Sonnenberg, auf Torfhaus oder in Bad Sachsa betrugen die Schneehöhen am Freitag noch 55 bis 95 Zentimeter. Der Schnee sei aber nass, sagte die Sprecherin.
Aufatmen heißt es für die Binnenschiffer auf dem Mittellandkanal. Die zwischen Hannover und Magdeburg gesperrte Wasserstraße soll ab Samstag nach dem tagelangen Einsatz von Eisbrechern wieder befahrbar sein, teilten die Schifffahrtsbehörden mit. Die Eisbrecher mussten sich zuvor durch das bis zu 25 Zentimeter dicke Eis pflügen. Die Stichkanäle in Osnabrück, Hannover, Hildesheim und Salzgitter sollen ebenfalls schnell wieder freigegeben werden.
Niedersachsen startet Hochwasservorhersage
Pünktlich zum Tauwetter startet Niedersachsen einen neuen Dienst zur Hochwasservorhersage. Etwa drei Tage im Voraus werden die Pegelstände vorhergesagt, zunächst für die Innerste. „So können die Menschen jetzt deutlich früher vorgewarnt werden, um sich und ihre Sachgüter vor Hochwasser zu schützen“, sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) am Freitag bei einem Besuch der Vorhersagezentrale in Hildesheim.
Die Experten berechnen die Vorhersagen aus den Pegelständen und den Daten des Wetterdienstes mit Hilfe von aufwendigen Computer-Simulationen. Für die Innerste ist der Testbetrieb abgeschlossen und die kommunalen Behörden vor Ort werden mit aktuellen Daten versorgt. In Zukunft soll auch jedermann die prognostizierten Wasserstände im Internet abrufen können. Derzeit läuft der Testbetrieb für Aller, Leine und Oker. Später soll es auch eine Pegel-Prognose für Hase, Hunte, Leda, Jumme, Ilmenau und Wümme geben.
Ursprünglich war der Start des Vorhersage-Dienstes für Anfang 2010 geplant gewesen. Josef Hölscher vom zuständigen Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) begründete die Verzögerungen unter anderem damit, dass die Zahl der Messpunkte an den Flüssen erweitert und die bestehenden Pegel modernisiert werden mussten. „Ein solches System aufzubauen, braucht Zeit.“
FDP-Politiker Sander sieht Niedersachsen mit der neuen Vorhersagezentrale sogar in einer Vorreiterrolle: „Es ist das einzige Bundesland, das in einem relativ kleingliedrigen Gebiet so etwas wagt.“ Es sei besser, eine Verzögerung in Kauf zu nehmen als mit einem unzuverlässigen System zu starten.
dpa