Zu den Vorurteilen, die man am häufigsten hört, zählt, dass Jugendliche heutzutage über immer weniger Einfühlungsvermögen verfügen. Eine Lehrerin im amerikanischen Bundesstaat Oklahoma stellte nun, wie "Stern.de" berichtete, zu Beginn des neuen Schuljahrs das Gegenteil unter Beweis - mit einem Experiment.
Karen Loewe, seit 22 Jahren Lehrerin, ließ sich von ihren Schülerinnen und Schülern anonym aufschreiben, welche Ereignisse und Sorgen sie bedrückten. Die gefalteten Zettel wurden in den Raum geworfen. Danach forderte Loewe ihre Schüler auf, einen Sorgenbrief aufzuheben und vorzutragen.
Zu Gehör kamen dramatische Schilderungen, die die Klasse und die Lehrerin zu Tränen rührten
Zu Gehör kamen dramatische Geschichten über Gegenwart und Vergangenheit der Klassenkamerad(inn)en. Man hörte von Todesfällen und Trauer, von schweren Krankheiten und Selbstmorden. Manche Eltern, so erfuhren die Kinder im Teenageralter, waren drogensüchtig, andere saßen in Haft.
This starts my 22nd year of teaching middle school. Yesterday was quite possibly one of the most impactful days I have...
Gepostet von Karen Wunderlich Loewe am Freitag, 23. August 2019
Die ungewöhnliche Lesestunde zeigte Wirkung. Schüler brachen in Tränen aus, am Ende weinte auch die Lehrerin. Auf Facebook schrieb sie: "Ich will euch sagen, dass ich niemals so zu Tränen gerührt war wie von dem, was die Kinder erzählt und mit ihrer gesamten Klasse geteilt haben." Am Ende habe sie ihnen gesagt, dass sie nicht allein seien, dass sie geliebt werden würden und dass alle füreinander da seien. "Ich fühle mich geehrt, ihre Lehrerin zu sein."
RND/big