Das Unternehmen Harles und Jentzsch aus Uetersen in Schleswig-Holstein lieferte das vergiftete Futterfett an 25 Mischfutterhersteller in acht Bundesländern.
Die Staatsanwaltschaften Itzehoe und Oldenburg durchsuchten am Mittwoch den Firmensitz des Ölverarbeiters Harles und Jentzsch und einen weiteren unter Verdacht geratenen Betrieb im niedersächsischen Bösel bei Cloppenburg. Sie beschlagnahmten Papiere und nahmen Proben von den Futtermitteltanks. Die beiden geschäftlich verbundenen Firmen stehen im Verdacht, über einen längeren Zeitraum die für Tierfutter ungeeignete Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, ins Futterfett gemischt zu haben. Unklar ist noch, wie das Dioxin in das Fett gelangte.
Vom 12. November bis zum 23. Dezember wurde das Futterfett ausgeliefert, einen Tag vor Weihnachten informierte ein Mischfutterhersteller aus Dinklage das Agrarministerium in Niedersachsen über erhöhte Dioxinwerte. Seit Dienstag sind rund 1000 Betriebe im Land gesperrt. Im Emsland stehen seit Mittwoch auch 15 Milchbetriebe und 31 Höfe mit Mastrindern unter Dioxin-Verdacht.
Am kommenden Dienstag ist eine Sondersitzung des Agrarausschusses im Bundestag mit niedersächsischer Beteiligung angesetzt. „Wir würden gerne mit einem Vertreter der Landesregierung reden“, sagte die hannoversche Abgeordnete Kerstin Tack (SPD), „zum Beispiel Friedrich-Otto Ripke“. Damit würde der Agrar-Staatssekretär im Zusammenhang mit dem Dioxin-Skandal doch noch vor einen Ausschuss geladen. Die Regierungsfraktionen in Niedersachsen hatten gerade verhindert, dass der Landtag in Hannover die Beteiligten hört. Der Agrarexperte der Grünen, Christian Meyer, bezeichnete das als „Skandal“: Die Öffentlichkeit habe einen Anspruch darauf, dass sich die Regierung den Fragen des Parlaments stellt.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) vermutet, dass wenige schwarze Schafe den Skandal verursacht haben. „Für mich gilt: Wer die Existenz hunderter Betriebe aufs Spiel setzt und die Gesundheit von Verbrauchern gefährdet, muss zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Aigner dieser Zeitung. Leidtragende seien die Landwirte. „Wichtig ist: Verbraucher und Landwirte brauchen jetzt Klarheit.“
Dirk Schmaler, Karl Doeleke und Stefan Koch