Drei Monate nach dem Luftangriff auf zwei Tankwagen bei Kundus hat die Bundesregierung offiziell Fehler eingeräumt und die Bewertung geändert. Das Bombardement sei „aus heutiger Sicht militärisch nicht angemessen“ gewesen, sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am Donnerstag im Bundestag in Berlin. Zugleich äußerte der CSU-Politiker Verständnis für den befehlenden Kommandeur Oberst Georg Klein, der in Nordafghanistan in „kriegsähnlichen Zuständen“ gestanden habe. Er werde Klein „nicht fallen lassen“.
Der Oberst sei angesichts anhaltender Gefechte mit gefallenen deutschen Soldaten im Raum Kundus „subjektiv von militärischer Angemessenheit“ ausgegangen, sagte Guttenberg und betonte: „Ich zweifle nicht im geringsten daran, dass er gehandelt hat, um seine Soldaten zu schützen.“ An die Adresse der Opposition gewandt fügte Guttenberg hinzu, wer Kritik übe, sollte „prüfen, wie er in dieser Situation gehandelt hätte“.
In einem vertraulichen Untersuchungsbericht der Bundeswehr, der dieser Zeitung vorliegt, wird gleich eine ganze Reihe von Versäumnissen aufgeführt. So sei nicht geklärt, ob der befehlshabende Offizier ausreichend geprüft hatte, dass „bei dem Bombenabwurf keine zivilen Verluste zu erwarten sind“. Außerdem könne nicht mehr rekonstruiert werden, welche Soldaten zu der Entscheidung für den Angriff beigetragen haben, zumal ein zuständiger Offizier nicht anwesend war. Oberst Klein war es dem Bericht zufolge nicht gelungen, eine Verbindung zum operativen Koordinierungszentrum herzustellen, obwohl dieses Lagezentrum unweit seines eigenen Befehlsstandes lag.
Nach dem Angriff hatte es der örtliche Befehlshaber laut Untersuchungsbericht versäumt, relativ zeitnah zum Bombenabwurf die Gefechtslage erkunden zu lassen. Der übergeordnete Brigadegeneral empfahl in einer anschließenden Stellungnahme gegenüber dem Einsatzführungskommando in Potsdam ausdrücklich, seinen Bericht nicht weiterzugeben.