Angesichts der nachlassenden Gewalt und der Konsequenzen für die Bewohner verzichteten die Behörden auf die Maßnahme, teilte der Vertreter des Generalstabs, Aksara Kerdphol, am Sonntag mit. Ein Armeesprecher hatte zuvor ab dem Nachmittag eine Ausgangssperre über die Teile der Hauptstadt angekündigt, in denen sich seit Wochen Regierungsgegner verschanzt halten. Auf diese Weise ließen sich die „Terroristen“ leichter erkennen, sagte er.
Rauchwolke über Bangkok
Bei dem Militäreinsatz gegen Oppositionelle im Bangkok sind mindestens zwei Dutzend Demonstranten festgenommen worden. Es handele sich um militante Aktivisten, die Polizisten und Soldaten gezielt angriffen, um eine gewalttätige Gegenreaktion zu provozieren, sagte der Einsatzleiter. Der seit zwei Monaten andauernde Machtkampf zwischen Regierung und Rothemden ist seit Donnerstagabend eskaliert.
Über dem besetzten und abgeriegelten Viertel in der Innenstadt stand am Sonntagmorgen eine Rauchwolke. Das Militär hat alle Zugänge mit Stacheldraht abgesperrt. In der Zone werde scharf geschossen, steht auf Warnschildern. Es ist deshalb unklar, was genau in der Zone vor sich geht. Dort haben sich mindestens 8000 Regierungsgegner verbarrikadiert. Die Behörden haben Strom und Wasser abgestellt und lassen keine Nahrungsmittellieferungen mehr durch. Sie wollen die Oppositionelle so zur Aufgabe zwingen. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva verteidigte den Einsatz am Sonnabendabend. Alle Verhandlungsversuche seien gescheitert.
Zivilist bei neuen Straßenschlachten in Bangkok getötet
Bei neuer Gewalt zwischen Regierungsgegnern und der Armee ist in der thailändischen Hauptstadt Bangkok am Sonntag ein Zivilist ums Leben gekommen. Nach Angaben der Rettungskräfte kamen bei den seit Donnerstagabend neu aufgeflammten Zusammenstößen damit bisher 25 Menschen ums Leben. Wie ein Fotograf berichtete, wurden bei Straßenschlachten auf einer Hauptverkehrsader in der Nähe des von den Rothemden besetzten Geschäftsviertels am Sonntag mindestens zwei Demonstranten durch Schüsse schwer verletzt. Die oppositionellen Demonstranten warfen Steine, Molotow-Cocktails und Feuerwerkskörper auf die Soldaten.
Die Gegend um das besetzte Viertel ist seit Donnerstag Schauplatz von bürgerkriegsähnlichen Kämpfen, bei denen bisher 24 Menschen getötet worden waren. Die Demonstranten gehören mehrheitlich der verarmten Landbevölkerung an und sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Sie werfen Regierungschef Abhisit Vejjajiva vor, allein im Dienste der Eliten zu stehen, und fordern seinen Rücktritt und Neuwahlen.
dpa / afp