„Wenn die gemäßigten Kräfte keine Stimme mehr haben, dann droht ein Bürgerkrieg“, sagte Baradei dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi beschuldigte er, Ägypten in eine Diktatur zu führen: „Er hat die ganze Macht an sich gerissen. Nicht einmal ein Pharao hatte so viele Befugnisse, von seinem Vorgänger Husni Mubarak ganz zu schweigen.“
Dennoch hält Baradei den Arabischen Frühling noch nicht für gescheitert. Mit seiner „Partei der Verfassung“ will er die liberalen Kräfte um sich scharen. Den Westen forderte der Nobelpreisträger auf, Mursis Aktionen scharf zu verurteilen. Auch das Einfrieren amerikanischer Hilfe käme in Frage: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit demokratischen Grundsätzen auf Dauer ein solches Regime unterstützt.“
Der 70-jährige Baradei ist das international bekannteste Gesicht der ägyptischen Opposition. Bis 2009 war er Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien. Sein Engagement bescherte ihm 2005 den Friedensnobelpreis.
dpa