Der Klimagipffel dorht zu scheitern: Die dänischen Gastgeber beim Klimagipfel haben das Ziel eines umfassenden Klimaabkommens aufgegeben. Das meldeten die Zeitung „Berlingske Tidende“ und der TV-Sender DR am Donnerstagmorgen übereinstimmend unter Berufung auf Regierungskreise. Auch deutsche Beobachter hielten ein Scheitern in Kopenhagen für immer wahrscheinlicher. Voraufgegangen war in der Nacht der ergebnislose Abbruch aller Verhandlungen.
Als wahrscheinlich gilt nun, dass die etwa 120 erwarteten Staats- und Regierungschefs nur noch über eine Schlusserklärung verhandeln. Unter anderem Chinas Delegationschef hatte in der Nacht erklärt, sein Land glaube nicht mehr an ein umfassendes Abkommen in Kopenhagen. Er warnte die dänischen Gastgeber davor, einen Textentwurf ohne echte Verhandlungsfortschritte vorzulegen.
Aus Dänemarks Delegation verlautete gegenüber Kopenhagener Medien, dass alle Anläufe zu Kompromissen und Verhandlungsfortschritten gescheitert seien. Allerdings berichtete die Nachrichtenagentur Ritzau ebenfalls unter Berufung auf Regierungskreise, dass möglicherweise am Nachmittag doch noch der Entwurf für einen Vertragstext vorgelegt werden könne.
Deutschland zeigt sich besorgt über den Stillstand der Weltklimakonferenz in Kopenhagen. „Die Nachrichten, die uns erreichen, sind nicht gut. Derzeit ist kein vernünftiger Verhandlungsprozess in Sicht“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag im Bundestag in Berlin. Sie bezeichnete die Weltklimakonferenz als „herausragenden Prüfstein“ für den Kurs einer neuen globalen Entwicklung. Wenn jetzt in Kopenhagen nicht eine neue Weichenstellung gelinge, riskiere die Welt enorme Schäden. „Es ist selten darüber gesprochen worden, was Nichthandeln kostet.“
Merkel rief die mehr als 190 Staaten auf, in Kopenhagen Kompromisse einzugehen. Das gelte auch für die USA, deren Reduzierungsabsichten „nicht ambitioniert genug“ seien. Insgesamt seien die Zusagen der Industriestaaten noch nicht ausreichend, bemängelte die Kanzlerin. Daher falle es auch den Schwellen- und Entwicklungsländern schwer, größere verbindliche Zusagen zu machen. Doch ohne deren Verpflichtungen werde es nicht gelingen, die Erderwärmung auf zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Die Kanzlerin bekannte sich zum Ziel, die CO2-Emissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent zu reduzieren. Dafür würden mittelfristige Ziele gebraucht, das heißt verbindliche Ziele für das Jahr 2020 „und gegebenenfalls auch für die Zeit danach“. Sollte dies nicht gelingen, werden die Kosten für den Kampf gegen den Klimawandel „um ein Vielfaches höher sein“.
afp/dpa/ddp