„Kopenhagen ist ein unrühmliches Kapitel der internationalen Klimapolitik“, stellte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast am Sonnabend stellvertretend für viele Kritiker fest. Zuvor war das Treffen von über 190 Staaten in der dänischen Hauptstadt ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen.
„Die Verhandlungen waren extrem schwierig und ich will auch ausdrücklich sagen, dass ich das Ergebnis mit sehr gemischten Gefühlen sehe“, räumte selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein. Enttäuscht äußerte sich Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP). „Dass der Klimagipfel jetzt kein Ergebnis beschlossen hat, ist enttäuschend. Darum darf man nicht herumreden.“
Der Klimaforscher und Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie, Jochem Marotzke, nannte das Ergebnis „erbärmlich“. Aber auch nach Kopenhagen sei es noch nicht zu spät ist, die globale Erderwärmung zu stoppen: „Der Kopenhagener Klimagipfel ist gescheitert, aber das ist nicht das Ende der Welt.“ Das Zeitfenster betrage jedoch nur noch „ein paar Jahre“. Künast warf Merkel derweil vor, eine Mitschuld am Scheitern der Konferenz zu tragen.
SPD-Chef Sigmar Gabriel nahm die Kanzlerin in Schutz. Merkel habe Respekt für ihren Einsatz verdient, der Gipfel sei nicht an ihr gescheitert, sagte Gabriel. Allerdings sei das Scheitern des Weltklimagipfels eine Schande für die Staats- und Regierungschefs generell. Mit ihrem Verhalten setzten sie die Zukunft der Kinder aufs Spiel.
Auch für die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Eva Bulling-Schröter (Linke), ist die Konferenz gemessen an ihrem Anspruch gescheitert: „Es hilft kein Schönreden mehr, mit diesem Ergebnis rasen wir ins Klimachaos. Die EU und Deutschland haben bis zur letzten Minute lieber gepokert, als durch eine Vorreiterrolle die anderen Länder mitzureißen“, sagte sie.
Kritik kam auch von Umweltverbänden und Kirchen. „Ich bin tief enttäuscht und traurig“, sagte der Chef von Greenpeace International, Kumi Naidoo. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, fügte hinzu: „Die Welt hat auf Kopenhagen geschaut. Die Welt wurde bitter enttäuscht.“ Und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, beklagte, man sei leider kaum einen Schritt weiter, um der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden. Das Fazit des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“ lautete schlicht: „Gezaudert und verloren.“
Wenig überrascht zeigte sich der Präsident des Wirtschaftsrates der CDU, Kurt Lauk. „Die Rettung der Welt war schlecht vorbereitet, deshalb ist das magere Ergebnis des Klimagipfels nicht verwunderlich.“ Dennoch sei Kopenhagen ein „wichtiger Schritt“ hin auf ein Kyoto-Nachfolgeabkommen. Das muss nach Ansicht des Deutschen Bauernverbandes zwingend auf der nächsten Klimakonferenz in Mexiko 2010 geschehen.
ddp