„Ich bin General Ratko Mladic“, sagte der Angeklagte auf Fragen des Richters nach seiner Person. Er trug nicht wie angekündigt eine Militäruniform, sondern einen Anzug.
„Ich bin ein schwer kranker Mann“, sagte Mladic mit belegter Stimme. Er habe die 37-seitige Anklage zwar erhalten, aber „ich habe sie noch nicht gelesen“. „Ich habe nicht gelesen, was da drin steht“, sagte der Angeklagte auf Nachfrage des Richters, ob er die Unterlagen mit den 11 Anklagepunkten erhalten habe.
Verwirrung gibt es erneut um sein Geburtsjahr. Er sei im Jahr 1943 im Dorf Bozanovic in der Gemeinde Kalinovi im Südosten Bosnien-Herzegowinas geboren, sagte Mladic. Das UN-Kriegsverbrechertribunal gab als Geburtsjahr bislang 1942 an. Das Gericht will dies nun prüfen.
Der Militärführer der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) ist wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verletzung der Gesetze und Regeln der Kriegsführung angeklagt. Er wird vor allem für das Massaker von Srebrenica mit 8000 Toten verantwortlich gemacht.
Die Hoffnungen verstärkten sich zu Erwartungen, die Erwartungen wurden zu regelrechten Forderungen: Serbien will für die Verhaftung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic von der Europäischen Union (EU) belohnt werden. Und zwar mit dem Status eines EU-Kandidaten bis zum Jahresende und dem gleichzeitigen Datum für Beitrittsverhandlungen. „Immer gewisser“ werde das, schrieb die Zeitung „Novosti“ am Freitag in Belgrad. „Beitrittsverhandlungen ab März?“, lautete die Überschrift.
Die Erwartungen sind bei Politikern und Bürgern hoch gesteckt. Staatspräsident Boris Tadic, der als der Antreiber für die Mladic-Verhaftung gilt, gab ausländischen Medien Interview um Interview mit der Botschaft: Jetzt müsse Brüssel seinen Teil der Verpflichtung einlösen, weil Serbien mit der Mladic-Auslieferung an das UN-Tribunal in Vorleistung getreten sei. Serbien habe ein Recht darauf.
dpa
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