Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat in der Diskussion um die Rückkehr von ehemaligen IS-Kämpfern nach Deutschland spezielle Hilfsangebote für deren Kinder angemahnt.
Wenn radikalisierte Kinder und Jugendliche etwa aus Syrien und dem Irak zurückkämen, reiche es nicht, das Jugendamt für zuständig zu erklären, sagte Reul den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Auch die Politik sei gefragt.
Nordrhein-Westfalen suche noch nach Strategien im Umgang mit Kindern aus dem IS-Gebiet, werde aber sicher „den Jugendämtern allein nicht diese Aufgabe überlassen“. Reul verwies auf die Erfahrungen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes mit Aussteigerprogrammen.
Präventionsprogramm gegen gewaltbereiten Islamismus
Der CDU-Politiker sprach von einer Sonder-Situation: „Das haben wir so noch nicht erlebt - Kinder wieder in ein normales Leben zurückzuführen.“ Nötig sei hier hohe Professionalität.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte im Januar angekündigt, das Präventionsprogramm „Wegweiser“ gegen gewaltbereiten Islamismus auszubauen.
Mehr zum Thema IS-Kämpfer
Bericht: Seehofer stellt Bedingungen für Rücknahme von IS-Kämpfern
Erklärstück: Rückkehr von IS-Kämpfern: Wie funktioniert das?
Nahaufnahme: Wie ein Schweißer aus Deutschland zum gesuchten IS-Kämpfer wurde
Leiter: Deutsche IS-Kämpfer, Deutschlands Verantwortung
Kommentar: IS-Kämpfer heim holen? Trump stürzt Deutschland in ein Dilemma
Bericht: „Gefahr minimieren“: Terrorismusexperten wollen IS-Kämpfer zurückholen
Nahaufnahme: So entkam Nobelpreisträgerin Nadia Murad dem IS
In den 2014 gestarteten „Wegweiser“-Stellen wird zusammen mit Jugend- und Sozialämtern, Moscheegemeinden, Jobcentern und Familienberatungsstellen nach Lösungen gegen Salafismus gesucht. Bislang gibt es Beratungsstellen unter anderem in Düsseldorf, Bonn, Dinslaken und Wuppertal.
Zweistellige Anzahl von IS-Kämpfern wartet auf Rückkehr
US-Präsident Donald Trump hatte Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien aufgerufen, mehr als 800 in Syrien gefangene IS-Kämpfer zurückzunehmen und vor Gericht zu stellen.
Andernfalls seien die USA gezwungen, sie auf freien Fuß zu setzen. Allerdings befinden sich die Betroffenen nicht in US-Gewahrsam, sondern in der Gewalt kurdischer Einheiten im Norden Syriens.
Vertreter der Bundesregierung hatten sich skeptisch zu dem Vorstoß geäußert. Gegen die deutschen Anhänger der Terrormiliz liegen nur in wenigen Fällen belastbare juristische Vorwürfe vor.
Insgesamt gibt es eine größere zweistellige Zahl von Männern, Frauen und Kindern aus Deutschland im Gewahrsam kurdischer Kräfte.
Von epd/RND