Der von Karl-Theodor zu Guttenberg erhobene Vorwurf, er habe im Zusammenhang mit dem Luftangriff in Kundus wichtige Akten vorenthalten und Berichte unterschlagen, sei „ehrenrührig“, sagte Schneiderhan in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des Hamburger Wochenblatts „Die Zeit“.
„Unterschlagen hat für mich den Geschmack des Vorsatzes, und es gab keinen Vorsatz“, sagte der entlassene General. „Dass er vorschnell formuliert, ist bekannt“, sagte Schneiderhan über Guttenberg. „Aber das hier ist schon eine Steigerungsstufe.“ Der Begriff „Vorsatz“ sei „nicht nur unschön, das ist unwahr“. Er übernehme aber die Verantwortung dafür, dass dem Minister nicht alle Berichte vorgelegen hätten, fügte Schneiderhan hinzu. „Dazu stehe ich.“
Hintergrund des Streits ist die Affäre um den von dem deutschen Oberst Georg Klein angeordneten Luftangriff am 4. September in Afghanistan auf zwei von Taliban-Rebellen entführte Tanklastzüge. Bei dem Bombardement nahe Kundus waren nach Angaben der Nato bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter auch Zivilisten.
Guttenberg nannte den Angriff nach seinem Amtsantritt im Oktober zunächst „militärisch angemessen“, revidierte aber später diese Einschätzung. Seinen Schwenk begründete der Minister damit, dass ihm zuvor nicht alle Berichte über den Vorfall vorgelegen hätten. Wenige Tage vor seiner Neueinschätzung des Luftangriffs hatte Guttenberg sowohl Schneiderhan als auch Verteidigungsstaatssekretär Peter Wichert entlassen, da er von diesen nicht ausreichend informiert worden sei.
afp